Ich rufe zu Dir: Hilf mir! So will ich Deine Zeugnisse beobachten.
Psalm 119, 146
Das Rufen geht weiter – und wird intensiver! Wo wir in Vers 145 noch die Worte vernehmen: „Erhöre mich, HERR!“, schreit der Psalmist es in unserem heutigen Vers förmlich aus: „Hilf mir!“ Es ist eine Sache, den Herrn um Erhörung anzurufen, aber eine andere, aus der Tiefe der Seele zu Ihm zu schreien. Auch in Psalm 130 ,1-2 treffen wir einen solch leidenschaftlichen Beter:
Aus der Tiefe rufe ich zu Dir, o HERR: Herr, höre meine Stimme! Lass Deine Ohren aufmerksam sein auf die Stimme meines Flehens!
Kennen wir ein solch inniges Beten? Als der Freund nachts bei seinem Freund für einen anderen Freund um Brot bat, war dies ein leidenschaftliches Bitten und Flehen (Lukas 11, 5-13). Als die Witwe den Richter in ihrer Stadt um Hilfe anrief, tat sie dies in inbrünstiger Art und Weise (Lukas 18, 1-8). Beide Gleichnisse erzählte der Herr damals, um zu veranschaulichen, was leidenschaftliches Bitten und Flehen ist. Manchmal ist es in unserem Leben nötig, nicht nur einfach zu beten, sondern leidenschaftlich zum Herrn zu schreien. Das nennen wir Gebetskampf.
Auch in unserem heutigen Vers fügt der Psalmist die Worte hinzu: „So will ich Deine Zeugnisse beobachten“. Es ist bemerkenswert, dass gerade leidenschaftliche Beter mehr als andere in der Lage sind, in der Erkenntnis des Wortes Gottes zu wachsen. Nachdem die junge Gemeinde in Apostelgeschichte 4 einmütig und in großer Vollmacht den Herrn angerufen hatte, heißt es in Vers 31:
Und als sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren, und sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimütigkeit.
Eine direkte Folge ihres vollmächtigen Rufens zum Herrn war eine vertiefte innere Haltung zum Wort Gottes: Sie redeten das Wort Gottes. Sie erlebten damit ganz praktisch das, was unser Psalmist betet: „Ich rufe zu Dir: Hilf mir! So will ich Deine Zeugnisse beobachten“.

