Ein unverdientes Geschenk

Image

Manchmal passiert es ganz unerwartet: Ein Freund legt dir ein Paket in die Hand, obwohl gar kein Anlass ist. Kein Geburtstag, kein Jubiläum, nichts. Du machst es auf – und findest genau das, was du dir seit Monaten gewünscht hast, aber nie zu kaufen gewagt hast. Ein Geschenk ohne Grund, ohne Hintergedanken, ohne dass du vorher irgendetwas geleistet hättest. Was passiert in so einem Moment in dir? Erst Staunen. Dann dieses warme Kribbeln im Bauch, das sagt: „Ich bin gesehen.“ Und schließlich die Freude, die dich fast ein bisschen überfordert. Ein unverdientes Geschenk hat die Kraft, das Herz zu öffnen – selbst dann, wenn man vorher gar nicht wusste, dass es verschlossen war.

Genau da setzt der Gedanke ein, der in 1. Johannes 4, 9 steckt: Gott gibt ein Geschenk, das größer ist als alles, was wir je in den Händen halten werden. Und er gibt es ohne Verdienst. Ohne Bedingungen. Ohne die Erwartung einer Gegenleistung. Ein Geschenk, das nicht nur überrascht, sondern Leben verändert.

Das Staunen springt einen förmlich an, aus dieser Bibelstelle. Gott persönlich, die höchste Majestät, ist der Geber. Aus Liebe handelt er. Sein Geschenk? Christus, der Sohn. Entscheidend ist, dass dieses Geschenk kein Handel ist. Es ist nicht geliehen, nicht geborgt, nicht zu bezahlen und vorher muss nicht geleistet werden. Man kann es nur annehmen. Nicht Leistung, sondern Hingabe. Nicht Tauglichkeitsprüfung, um das Geschenk zu erhalten, sondern ein offenes Herz.

Christus als der sichtbar gewordene Ausdruck von Gottes Liebe wird so beschrieben: Gott sendet seinen Sohn „damit wir durch ihn leben sollen“. Leben heißt hier nicht nur biologische Existenz, sondern Teilnahme an Gottes Liebe, Freiheit und Zukunft. Dieses Leben beginnt nicht mit dem, was wir tun, sondern mit dem, was Gott schenkt.

Aber warum haben viele Christen keine Freude in sich oder sind keine Hoffnungsgeber? Wir müssen ehrlich auf die harte menschliche Realität schauen. Und die ist manchmal sehr ernüchternd. Herzen und Hände fehlen, die das Geschenk wirklich annehmen. Warum? Weil oftmals dahinter der Unglaube steckt. „Unglaube“ – das ist ein altes Wort, das man heute vielleicht so beschreiben könnte: Misstrauen gegenüber Gott und ein stärkeres Vertrauen in allem, was uns angeblich Freude gibt. Martin Luther sprach vom Suchen nach Freude „in des Teufels Namen“ – drastisch formuliert, aber gemeint ist, wir suchen Freude dort, wo sie am Ende leer bleibt. D.h., Freude, die schnell vergeht und nicht dauerhaft ist. Freude in Ablenkung, in Anerkennung, im nächsten Kick. Nichts davon ist falsch, aber nichts davon trägt wirklich. Und während wir überall suchen, bleibt das eigentliche und dauerhafte Geschenk ungeöffnet liegen.

Manchmal ist das größte Hindernis nicht Ablehnung, sondern das Gefühl, selbst nichts wert zu sein. Aber wäre es so, dann würde sich Gott nicht mit dir beschäftigen. Sich selbst als nicht wertvoll zu halten, bedeutet Gott vor dem Kopf stoßen und ihn beleidigen.

Doch wie kann die Freude wieder brennen – und warum kann der Dank etwas in uns verwandeln? Wenn wir dieses Geschenk wirklich bedenken – wenn wir uns Zeit nehmen, uns innerlich hinzusetzen und uns klarzumachen, dass Gott uns aus reiner Liebe seinen Sohn schenkt – dann entzündet sich Freude. Kein künstliches Jubelgefühl, sondern die stille und starke Gewissheit: „Ich bin beschenkt. Ich bin gehalten. Ich bin geliebt und wertvoll.“

Diese Freude führt zu einem veränderten Leben. Nicht zu einer frommen Überanstrengung, sondern zu einer neuen Freiheit. Gott gern dienen, Leid leichter tragen, und „dennoch dazu lachen“. Das ist die Haltung des Evangeliums: nicht Verbissenheit, sondern Dankbarkeit soll uns prägen. Nicht Angst soll uns beherrschen und lähmen oder blockieren, sondern im Vertrauen auf Gott Schritte wagen. Keine Kälte ausstrahlen, sondern Warmherzigkeit leben.

Der Glaube beginnt nicht mit Regeln, sondern mit einem Geschenk. Es ist nie zu spät, dieses Geschenk neu zu öffnen. Dank verwandelt, weil er unsere Perspektive auf Gott und auf uns selbst weitet.

Was wäre, wenn du heute einfach einmal innerlich die Hand hinhalten würdest – ohne Angst, ohne Vorbehalte? Vielleicht würdest du spüren, wie die Freude wächst über das Geschenk, das größer ist als alles, was du leisten kannst.
Welche Geste des Dankes könntest du heute leben, um dieses Geschenk innerlich zu feiern?

Vielen Dank fürs Lesen!

Dein Peter


Gottes Liebe zu uns ist darin sichtbar geworden, dass er seinen einzigen Sohn in die Welt sandte, um uns in ihm das Leben zu geben.

1. Johannes 4, 9