Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als die des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

Johannes 1, Vers 14

Der Begriff Epiphanias stammt aus dem Griechischen und meint die Erscheinung des Göttlichen in der menschlichen Person Christi, und genau darum geht es in dem heutigen Vers. In der orthodoxen Kirche wird Weihnachten deshalb erst am 6. Januar gefeiert.

Die Bezeichnung “Heilige drei Könige” passt an sich nicht zum heutigen Tag, zumal die “Heiligen drei Könige” eher der christlichen Legendenbildung zuzuordnen sind. Im Matthäusevangelium wird von den Weisen aus dem Morgenland berichtet, wobei keine Namen und auch keine Zahl genannt wird.

Erscheinungsfest heißt also nicht, dass die “Heiligen drei Könige” an diesem Tag in Jerusalem bzw. danach in Betlehem eingetroffen und damit “erschienen” sind.

Bei den Weisen handelte es sich um Leute, die man heute vielleicht als “Gelehrte” bezeichnen würde. Es waren Leute die sich mit Sternkunde und Astrologie befassten.

Die Bedeutung von Epiphanias und auch fälschlich der Weisen
aus dem Morgenland, wird weitgehend unterschätzt.

Es geht bei Epiphanias um das unfassbare Wunder, dass Gott Mensch wurde. Diese Aussage geht uns meist leicht und wie selbstverständlich von den Lippen, aber zu begreifen ist das nicht.

Was für eine Liebe zu den Menschen muss dahinterstecken,
wenn Gott sich selbst zu uns aufmacht und unsere sterbliche Gestalt annimmt. Welche Aufwertung für den Menschen ist das gleichzeitig!

Beim Nachdenken darüber bekam ich eine Ahnung warum der Kreuzestod Jesu Christi, entgegen aller menschlichen Logik, ein Sieg war. Unter Sieg verstehen wir, einen Gegner mit Druck oder Gewalt platt gemacht zu haben.

Jesus selbst hat alle Gewalt vermieden und sich am Ende ohne Gegenwehr peinigen und kreuzigen lassen und hat damit die Mächte der Finsternis, die gerade andersherum gebürstet sind, sprachlos und platt gemacht.

Unfassbar!

Astrologie ist nichts für Christen. Wir sollen den Schöpfer fragen und nicht die Geschöpfe. In der Bibel steht nichts davon, dass die Astrologie falsch ist. Wir lesen stattdessen den rätselhaften Satz, dass Gott den Völkern die Sterne gegeben hat. Wir lesen dass die Sterne Gott loben, Gott die Sterne zählt und alle Sterne kennt. Für uns letztlich unvorstellbar.

Aber ein Ereignis, wie die Ankunft des Gottessohnes, macht sich wohl in der gesamten Schöpfung bemerkbar, weshalb die Weisen im Morgenland einen Stern sahen, den sie als Zeichen des Herrn aller Herren und Königs aller Könige erkannten.

Ohne in einem unguten Sinne “wundergläubig” zu werden, sollten wir von der uns anerzogenen nüchternen kausalen Sichtweise
hin und wieder ein Stück zurücktreten und uns neuerlich damit vertraut machen, dass es ganz erheblich mehr Dinge und Zusammenhänge gibt, als wir uns vorstellen können.

Jörgen Bauer