Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.

Hebräer 10, Vers 35

Ich schrieb letztens, dass ich das Buch “Warum ich nicht mehr glaube – wenn junge Erwachsene den Glauben verlieren”, geschenkt bekommen habe. Im Lesen bin ich jetzt schon etwas weiter gekommen.

Das Buch ist recht interessant. Nach meinem Geschmack leider etwas langatmig. Was mich persönlich weniger begeistert sind “Vorworte” und
“Einleitungen”, weshalb mir letztens ein Buch besonders gefiel, wo der Autor
anmerkte: “Ein Vorwort schreibe ich nicht, weil es sowieso keiner liest”. Recht
hat er. Im übrigen bin ich hauptsächlich an Ergebnissen interessiert.

Aber jetzt zur Sache.

Ein vom Glauben Abgefallener beschrieb seinen Abfall als Befreiung. Er sagte,
dass er endlich wieder klar und nüchtern denken könne, seit er das ganze “fromme Zeug”, das auf unbewiesenen Vorstellungen, Projektionen usw.
beruhe und das ihn eingeengt habe, abgeworfen hat.

Und da konnte ich nur sagen: “Recht hat er!” Aber wieso das? Ganz einfach:
Wenn er den Eindruck hatte, dass er als Glaubender in einer irrealen, dem nüchternen und klaren Denken entgegengesetzten, beengten Welt lebt, dann hatte er etwas falsch verstanden. Ein rein irrationaler Glaube wäre in der Tat nicht tragfähig, so wie es sich in diesem Fall dann auch gezeigt hat

Glaube und klares, nüchternes Denken schließen sich nämlich keinesfalls aus,
sondern ergänzen sich gegenseitig in idealer Weise. Und das war es wohl, was
dem Abgefallenen verborgen geblieben war, der insoweit kein Einzelfall ist.

Ein einseitiges, intellektuelles ,”wissenschaftlich” fixiertes Denken, bei dem das begrenzte menschliche Erkenntnisvermögen zum Maßstab gemacht wird, führt naturgemäß zu Glaubenszweifeln und letztlich zum Abfall.

Mir ist die dem zugrunde liegende Argumentation durchaus vertraut: “Ich habe mir das alles ganz genau überlegt, und da wurde mir völlig klar, dass es keinen Gott gibt und die Bibel ein Märchenbuch ist”, heißt es dann.

Der Glaube beginnt damit, ebenso klar zu erkennen, dass das, was der Ungläubige als “völlig klar” wahrnimmt, nicht schon alles sein kann, wofür es jede Menge Indizien gibt.

Abgesehen davon, dass Wissenschaft nur das Sicht- und Messbare erfassen kann und dabei ebenfalls von glaubensmäßigen Annahmen ausgehen muss. So zum Beispiel von der Annahme, dass unsere Sinne und unser Verstand zum Erkennen der Welt ausreichen und diese richtig wiedergeben. Dazu gibt es
jede Menge Axiome. Das sind Grundannahmen, die selbst nicht bewiesen werden können.

Bereits an der menschlichen Erkenntnisfähigkeit bestehen erhebliche Zweifel. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass der gesamte Kosmos, mit all seinen verborgenen Ursachen und Wechselwirkungen, ausrechnet in das Volumen unseres Denkapparates passt und von uns verstanden werden kann.

Das eigentliche Wesen der Dinge bleibt uns verborgen. Das, “was die Welt im Innersten zusammenhält”, ist für uns unser Verstehen völlig unlogisch und irrational und kann nur in abstrakten mathematischen Formeln beschrieben werden.

Natürlich ist das kein “Gottesbeweis”. Einen solcher ist auch nicht möglich.

Der vom Glauben Abgefallene, sich plötzlich befreit Fühlende, wird aber bald merken, dass ihn das nüchterne Denken und Erkennen allein nicht befriedigen kann. Auf die entscheidenden Fragen, nach dem Urgrund, Sinn und Ziel des Lebens, gibt uns nur das Wort Gottes befriedigende Antworten.

Deshalb auch der heutige Vers: Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine
große Belohnung hat.

Jörgen Bauer