Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde, denn der
erste Himmel und erste Erde sind vergangen, und das Meer
ist nicht mehr.

Offenbarung 21, Vers 1

Mir fallen hierzu die farbig illustrierten Wachtturmhefte der Zeugen
Jehovas ein, die sich vornehmlich mit der neuen Welt befassen.
Dem Leser wird hier eine heile Welt vermittelt, in denen die Men-
schen äußerlich genau so wie jetzt leben – aber eben nur ohne
materielle und seelische Nöte.

Aber kann es das sein? Wäre das nicht das Leben, von dem man-
che sagen, dass es auf die Dauer stinklangweilig wäre, weshalb
sie lieber für immer tot wären?

Wenn man bei Gesprächen mit den Zeugen Jehovas dann anmerkt,
dass im Neuen Testament – 2. Petrus 3, 10 – davon geschrieben
steht, dass alles im Feuer zergeht und von der bisherigen Welt
überhaupt nichts mehr übrigbleibt, dann bekommt man eine Ant-
wort, wie sie den Vorstellungen der Zeugen Jehovas entspricht.

Danach sind die 144 Tausend besonders Verdienten im Himmel und
der Rest auf der erlösten Erde, wobei es für mich die Frage ist,
ob das Limit von 144.000 schon erfüllt ist, weshalb z.B. ich keiner-
lei Chance hätte, auch noch in den Himmel zu kommen.

Nach biblischem Zeugnis nimmt Gott aber keine Reparatur an der
alten Schöpfung vor, sondern macht alles von Grund auf neu. Auch
das Meer ist nicht mehr da, wobei unter Meer weniger eine Wasser-
ansammlung sondern vielmehr so etwas wie Chaos, etwas, aus des-
sen Tiefen allerlei Ungeheuer aufsteigen, zu verstehen ist.

Die Ozeane, als gewaltige Salzwasserwüsten, in denen man sich
verirren und spurlos verschwinden kann, haben bis heute nichts
an ihrer Bedrohlichkeit verloren, und wie es heißt, sind die Meere
bis heute weniger erfoscht als die Oberfläche des Mondes. Von
daher eignet sich das Meer als Gleichnis.

Hier müssen wir sehen, dass die Offenbarung sehr bildhaft ist und
uns das Unvorstellbare, für das wir keine Worte haben, weil es weit
jenseits unserer alltäglichen Erfahrungen liegt, nur in kraftvollen far-
bigen Bildern gleichnishaft vermitteln kann.

Aus den Bildern der Offenbarung zu schließen, wird in der künftigen
Welt die Grenze zwischen dem Himmel, als der unsichtbaren Welt
Gottes und der neuen Erde, aufgehoben und für uns durchlässig
sein.

Der auferstandene Herr Jesus Christus konnte ganz plötzlich aus
der unsichtbaren Welt in die sichtbare Welt eintreten, wenn er
in den verschlossenen Raum eintrat, in dem seine Jünger versam-
melt waren.

Und Jesus kann das auch heute noch, wenn er zusagt alle Tage, bis
zum Ende der Welt, bei uns zu sein und überall dort wo zwei oder
drei unter seinem Namen versammelt sind, mittendrin ist – allerdings
bleibt er dabei für uns unsichtbar.

Alle unsere gewohnten raum-zeitlichen und kausalen Vorstellungen
versagen hier, weshalb alle Erklärungsversuche, wie sie immer wieder
unternommen werden, scheitern müssen. Es geht hier um eine völlig
andere Wirklichkeit. Hier geht es um den Glauben nicht ums Schauen
und erklären können.

Wir sollen wissen und glauben, dass uns etwas Unvorstellbares be-
vorsteht und dass damit das Schönste und Beste erst noch kommt.

Darüber sollen wir nicht nachgrübeln sondern uns mit dieser Zusage
trösten lassen, wenn wir drauf und dran sind, darüber nachsinnen
zu wollen, was wir in diesem Leben möglicherweise alles an angeneh-
men Dingen verpasst oder versäumt haben und was uns alles an
Widerwärtigkeiten widerfahren ist.

Jörgen Bauer