Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander liebhabt. Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.

Johannes 13, Verse 34 und 35

Im Wort Gottes wird die Liebe immer wieder als die eigentlich entscheidende
Geistesgabe herausgestellt, und das völlig zu recht. Liebe ist zwar ein vieldeutiger und schillernder Begriff, aber die selbstlose, hingebungsvolle Liebe ist die Kraft, die alles wirkt, trägt und schafft.

Ohne diese Liebe kann kein Mensch leben. Und wer ein Haustier hat, weiß, dass auch ein Tier Zuwendung braucht und die Tiere untereinander entsprechende soziale Beziehungen haben. Und einer Arbeit merkt man es an,
ob sie mit Liebe oder “nur pflichtgemäß” gemacht wurde.

Deshalb steht völlig zu Recht geschrieben, dass Gott Liebe ist.

Liebe hat allerdings nichts mit Verweichlichung und unterwürfiger Anpassung
und Leisetreterei zu tun! Die Liebe hält auch eine gewisse Distanz ein, um
den Nächsten nicht zu vereinnahmen, sondern seine Persönlichkeit zu respektieren. Auch das ist Liebe!

Liebe hat auch nicht unbedingt etwas mit Gefühlsüberschwang zu tun,
sondern mit (fröhlichem) dienen und mit bereitwilliger Hingabe.

Alle Gebote lassen sich im Liebesgebot zusammenfassen. Die Welt wäre heil und in Ordnung, wenn alle Menschen von der Liebe geleitet wären. Auch wir selbst würden davon profitieren, wenn wir von allen Seiten von Menschen
umgeben wären, denen unser Wohlbefinden ganz genauso am Herzen liegt, wie ihr eigenes.

Bei der Nächstenliebe denkt man zunächst immer an die Liebe, die wir selbst
anderen geben sollen. Aber Liebe ist keine Einbahnstraße, auch wenn der Christ zu selbstloser Liebe gerufen ist, unabhängig davon, ob seine Liebe erwidert wird oder nicht, weil auch Gott seine Sonne über Gerechte und Ungerechte aufgehen lässt.

Aber Liebe wirkt “ansteckend”, wenn wir immer wieder damit anfangen und
uns nicht entmutigen lassen.

Das „ich, mir, mein mich“ ist der letzte Grund für allen Streit und allen Unfrieden. Der von Gott getrennte Mensch, sieht sich selbst an erster Stelle und setzt sich damit an die Stelle Gottes. Darauf ist der von Gott getrennte Mensch aufgrund seine gefallenen Natur programmiert.

In unserer Kirche Bild hängt ein Bild von der Kreuzigung Jesu mit der darunterstehenden Begründug: “ICH, ICH, ICH.” Es ist unser ICH, unsere
Sünde, die IHN ans Kreuz gebracht hat.

Im Ansatz wird die menschliche Fehlprogrammierung auch im Buddhismus erkannt, weshalb hier von der Selbstauflösung, einschließlich des Auslöschens aller Begierden die Rede ist, was Voraussetzung für das Eingehen ins Nirwana
ist.

Buddha sagte im Übrigen den bemerkenswerten Satz:

„Sünden vergeben kann ich nicht – aber nach mir wird einer kommen, der
kann das“.

(Den Sünden entspricht in etwa das “Karma” – als der Summe der Folgen
aller Taten – das in diversen Wiedergeburten, durch eigene Anstrengungen, überwunden werden muss, bevor man ins Nirwana eingehen kann.)

Einen buddhistischen Mönch der die Aussage von Buddha gelesen hatte, brachte das dazu, nach dem zu suchen, der Sünden vergeben kann, worüber er zum Christen wurde.

Und einen Japaner hat das Wort von der Feindesliebe so “vom Stuhl gehauen”, dass er darüber Christ wurde.

Als Christen können wir die Welt nicht verbessern, aber uns untereinander erkennbar annehmen und lieben, um uns dadurch sichtbar und deutlich von der Welt zu unterscheiden und um dieser damit ein Zeugnis geben.

Aus eigener Kraft können wir das nicht.

Aber wir dürfen Gott danken, wenn Er uns mit seinem Geist beschenkt und
wir die Kraft Seiner Liebe spürbar erfahren und diese weitergeben können.
Wir dürfen Gott danken, wenn es in christlichen Kreisen anders als in der
Welt zugeht. Wir dürfen Gott danken, dass Er immer wieder Menschen beruft und befähigt, Werke der Nächstenliebe zu vollbringen, die zeugnishaft in die Welt hineinwirken.

Deshalb wollen wir, soweit das an uns liegt, in der Liebe Gottes bleiben und
nicht nur Hörer sondern auch Täter des Wortes sein.

Jörgen Bauer