Der das Ohr gepflanzt hat, sollte der nicht hören? Der das Auge gemacht hat,
sollte der nicht sehen?

Psalm 94, Vers 9

Der Unglaube ist kein Produkt unseres aufgeklärten Zeitalters, wie das gerne
hingestellt wird: “Früher waren die Menschen dumm und ungebildet und heute sind sie über die Maßen klug und aufgeklärt.”

Die Menschen waren schon immer dieselben, und deshalb gab es auch schon zu biblischen Zeiten “aufgeklärte” Menschen, die nicht an Gott glaubten, und die Argumente haben sich seit damals im Grundsatz nicht geändert.

Ich denke da an meinen alten Chemielehrer, von vor über 50 Jahren, der zu sagen pflegte: Ohne Stoffwechsel gibt es kein Leben. Deshalb kann es auch
keine Geister geben, und wenn ihr mal einem begegnet, dann nehmt einen
Stock und versohlt ihn kräftig.

Auf dieser Ebene liegen oft die “Argumente”, die gegen die Existenz Gottes vorgebracht werden. Wenn wir von Hören und Sehen reden, dann denken wir ganz automatisch an menschliche Ohren und menschliche Augen und meinen
unbewusst, dass Gott ebenso ausgestattet sein müsste – sofern es ihn gibt.

Das menschliche Gehör ist auf bestimmte Schallfrequenzen abgestimmt, die durch ein Medium, wie die Luft, übertragen werden. Das Gehör ist ein einziges
Wunder. Die Schall pflanzt sich mit einer Geschwindigkeit von ca. 330 m/sek.
fort, mit der Folge, dass die Schallwelle an beiden Ohren nicht zur gleichen
Zeit ankommt. Der winzige zeitliche Unterschied reicht aus, um erkennen zu können, wo sich eine Schallquelle befindet.

Das Sehen ist ebenso rätselhaft. Es basiert auf dem Licht, als einer elektromagnetischen Welle. Es wird durch die Augen wahrgenommen und
erzeugt im Gehirn ein Bild der uns umgebenden Welt, die wir dann als außerhalb unseres Körpers befindlich erleben. Eigentlich ist Licht unsichtbar. Wir nehmen es nur wahr, wenn wir direkt in eine Lichtquelle blicken oder wenn es reflektiert wird.

Unsere Sinne sind nur winzige Fenster, aus denen wir die Welt wahrnehmen, die tatsächlich noch viel mehr Eigenschaften hat, für die wir allerdings keine Sinne haben.

Für Tiere mit Sinnesorganen, die auf andere physikalische Kräfte abgestimmt sind, muss die Welt völlig anders aussehen. Und an technischen Geräten, wie Wärmebildkameras, Radargeräte usw. erkennen wir, dass es auch andere Möglichkeiten der Wahrnehmung gibt und dass wir überhaupt nicht wissen, wie die Welt, die wir nur in einem winzigen Ausschnitt wahrnehmen, in Wirklichkeit aussieht und beschaffen ist.

Und mit Sicherheit gibt es noch viele andere Dinge, von denen wir nicht im Geringsten ahnen, dass es sie überhaupt gibt, die aber trotzdem auf uns einwirken.

Weil das so ist, müssen wir damit rechnen, dass Gott, als der Schöpfer aller
Dinge, ganz andere, alle Vorstellungen übersteigende Möglichkeiten der Wahrnehmung und des Reagierens hat, ja dass er sogar unsere Gedanken
von ferne sieht und uns von allen Seiten umgiebt, wie es im Psalm 139 heißt.

Wir können darauf vertrauen, dass Gott auch uns sieht und uns hilft, wenn wir Ihn darum bitten. Denn darum geht es in dem Psalm, der der heutigen
Betrachtung zugrunde liegt.

Jörgen Bauer