Was der Gottlose fürchtet, das wird im begegnen; und was die Gerechten begehren, wird ihnen gegeben.

Sprüche 10, Vers 24

Kann es sein, dass das, was man fürchtet deshalb eintritt, weil man es
befürchtet? Auf den ersten Blick scheint das unsinnig. Und da gibt uns die
Erfahrung recht: Was haben wir nicht schon alles befürchtet, was dann doch
nicht eingetreten ist. Das, wovor wir uns fürchten, muss also nicht zwangsläufig eintreten

Trotzdem ist an der Spruchweisheit, dass das was man befürchtet, eben deshalb, weil man es befürchtet, eintritt, etwas dran. Die Psychologie unserer Tage hat hierfür den Begriff des “Erfüllungszwangs” geprägt.

Das heißt, dass sich der, der etwas befürchtet, unbewusst so verhält, dass “zielsicher” genau das eintreten muss, was er befürchtet. Der Grund
kann, ganz praktisch gesehen, darin liegen, dass der Ängstliche auf ein
ungutes Ereignis hintreibt, aber nicht den Mut hat, notwendige Entscheidungen zu treffen und Risiken einzugehen, mittels derer das Unheil abgewendet werden könnte.

Die Angst vor etwas, kann aber auch zur Unsicherheit führen, die den Blick
trübt, so dass man, innerlich wie “gelähmt”, zielsicher genau das Falsche tut. Das hat der eine oder andere sicher schon mal selbst erlebt.

Bis dahin ist das noch alles “natürlich”. Es gibt aber auch das “Unheimliche”, wo beispielsweise eine Wahrsagerin jemanden einen “baldigen Tod” oder den Tod, anlässlich eines bestimmten Ereignisses, wie einer Geburt, voraussagt, was dann tatsächlich eintritt. Die Voraussage der Wahrsagerin führte in solchen Fällen zu einer Selbstsuggestion mit eben dieser zwanghaften Folge.

Selbstsuggestion ist in dieser Form möglich. Ich denke dabei an den Arbeiter, der in einem Kühlwagen “erfroren” aufgefunden wurde. Er hatte sich dort versehentlich eingesperrt und war der irrigen Meinung, dass die Kühlanlage in Betrieb ist, was sie aber tatsächlich nicht war.

Der heutige Vers spricht vom Gottlosen, dem solches widerfährt. Auch da ist etwas dran, weil Gottlosigkeit, zur Verzagtheit, Mutlosigkeit und Aberglauben führt.

Das Gegenstück ist der Gerechte, bei dem diese Mechanismen gerade andersherum ablaufen. Dies, weil er an Gott glaubt und im Vertrauen auf Ihn mutig handelt und trübe Gedanken gar nicht erst aufkommen lässt.

So lassen sich die Dinge aus menschlicher Sicht erklären, in dem man sagt, dass es immer auf den “Glauben” ankommt. Jeder Arzt weiß: Ohne den Glauben, dass man wieder gesund wird, hilft alle ärztliche Kunst nichts.

Es ist wohl so, dass wir unsere Welt, durch die Art wie wir sie wahrnehmen, ganz konkret gestalten. Und damit durch den “Glauben” und die Brille unserer Vorstellungen.

Bei diesem “Glauben” im vordergründigen Sinne dürfen wir aber nicht stehenbleiben. Der Glaube im christlichen Sinne, hat ganz andere Dimensionen, und nur in diesem Glauben wird uns wirklich Klarheit und Hilfe zuteil.

Jörgen Bauer