Und das Geringe vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das,
was nichts ist, damit er zunichtemache, was etwas ist, damit sich kein
Mensch vor Gott rühme.

1. Korinther 1, Verse 28 und 29

“Die Weisheit der Welt ist Torheit vor Gott.”

Unter dieser Überschrift steht der Abschnitt, in dem sich diese Verse befinden. Aber sind diese Verse nicht befremdlich?

Legen wir denn nicht alle Wert darauf, als klug und gebildet zu gelten und auch über einen entsprechenden sozialen Status zu verfügen, also gerade nicht zu den Unterprivilegierten zu gehören, die in den Augen der Welt bedeutungslos sind und deshalb ständig übergangen werden?

Und deshalb wünschen sich die Eltern, dass aus ihren Kindern etwas Großes
und Besonderes wird, weshalb ehrgeizige Eltern ihren Nachwuchs von
Kindesbeinen an trimmen, weil, nach ihrer Sichtweise, der Mensch erst mit
dem Abitur anfängt, ein wirklicher Mensch zu sein.

Und wenn man Eltern und Großeltern so reden hört, gibt es nur “Klassenbeste” und divers begnadete Kinder. Und da könnte man sich,
eingedenk der eigenen, nicht immer von Erfolgen gekrönten Schulzeit, richtig mickrig fühlen. Aber ich denke, dass man auch hier nicht alles glauben darf.

Für manche, die sich hier total überfordert und unglücklich fühlen, können die
heutigen Verse ein Trost sein.

Als ich den Abschnitt in 1. Korinther, von der Weisheit der Welt, die Torheit
vor Gott ist, erstmals las, empfand ich diesen als sehr überraschend, sehr
aufbauend und ermutigend. Vor Gott gelten ganz andere Maßstäbe, und
auf die kommt es allein an. Schwerpunktmäßig geht es in diesem Abschnitt
um das Heilswerk Jesu Christi, das von vielen nicht erkannt und gering
geschätzt wird.

Es geht nicht gegen Klugheit und Begabungen, sondern darum, dass uns
unsere Begabungen und Talente stolz und überheblich machen können,
so dass wir das als unsere eigene Leistung ansehen, darüber Gott, als den Geber aller Gaben und sein Heilsangebot nicht erkennen, sondern uns selbst für die Größten halten. Und da können bittere Enttäuschungen nicht ausbleiben.

Aber bei Gott gelten ganz andere Maßstäbe, die sich durchgängig durch die
gesamte Bibel ziehen. “Und bringst zum Stand und Wesen, was deinem Rat
gefällt,” dichtete Paul Gerhardt in dem Lied “Befiehl du deine Wege”.
Das ist es!

Weil bei Gott kein Ding unmöglich ist, dürfen wir, auch wenn wir zu den
weniger “Begnadeten” gehören, ruhig und gelassen bleiben und unsere
Hoffnung ganz auf Gott setzen, der aus uns etwas zu seiner Herrlichkeit
machen will.

Jörgen Bauer