Wenn jemand euch ein Evangelium predigt, anders als ihr es empfangen
habt, der sei verflucht. Predige ich denn jetzt Menschen oder Gott zuliebe?
Oder suche ich Menschen gefällig zu sein? Wenn ich noch Menschen gefällig
wäre, so wäre ich Christi Knecht nicht.

Galater 1, Verse 9 und 10

In der von Martin Luther ausgelösten Reformation ging es darum, den
christlichen Glauben auf seine Ursprünge zurückzuführen und allen
Ballast, der nicht evangeliumsgemäß ist, abzuwerfen.

Deshalb:

Allein die Schrift
Allein Jesus Christus
Allein aus Gnade
Allein durch den Glauben

Das waren, bzw. sind, die vier Kernsätze, die Martin Luther in den Vordergrund
stellte und die bis heute das Fundament der evangelisch lutherischen Kirche sind bzw. sein sollten.

Zu Zeiten Martin Luthers wurde Europa durch den Islam, in Gestalt des Osmanischen Reiches, bedroht. Martin Luther sah in den Türken, bzw. dem
Islam, eine Geisel Gottes, mit der ein abtrünniges Christentum gestraft
werden sollte. Luther riet den Christen, den Koran zu lesen, um über das Wesen und die Absichten des Islam informiert zu sein.

Nur dadurch, dass die Gefahr einer Eroberung durch den Islam, im Laufe
der weiteren Geschichte, gebannt wurde, konnten sich in Europa, trotz der Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges, neue Ideen und Erkenntnisse
entfalten, wodurch Europa zu einer Geltung gelangte, an dem sich der Rest
der Welt orientierte. Allerdings haben sich zwischenzeitlich die Machtverhält-nisse weltweit verschoben, weshalb Europa nicht mehr die dominierende Größe ist.

In ideaSpektrum, von Anfang November, wurde von scharfer Kritik wegen der
“Kanzelrede” einer Muslimin am Reformationstag, in der St. Viktor Kirche in Schwerte, berichtet. Es wurde als ein ausgemachter Skandal empfunden, wenn ausgerechnet am Reformationstag, statt die reformatorische Botschaft zu
verkünden, eine Muslimin auftrete.

Da ich die Kanzelrede nicht selbst gehört habe und auch nicht weiß wer die
Muslimin war und was konkret gesagt wurde, kann ich darüber nicht urteilen.
Im Internet wird nur ganz allgemein darüber berichtet. Unter anderem las
ich, dass ein Gläubiger, der zu Beginn der “Kanzelrede”, vernehmbar das
“Vaterunser” betete, aus der Kirche geworfen wurde.

Der Schwerter Stadtkirchenpfarrer sprach in ideaSpektrum von keinem
Gottesdienst, sondern von einer Dialogveranstaltung, denn die Reformation
habe gelehrt, dass wir im Gespräch sein müssen, um gesellschaftlich weiter-
zukommen. Die Muslimin stamme aus einer christlich-islamischen Familie und
engagiere sich für den interreligiösen Dialog.

Das ist ja alles schön und gut. Nur ist das eben sehr “grenzwertig”.

Die Kirche ist der Ort der Anbetung unseres trinitarischen Gottes und der
Verkündung des Evangeliums von Jesus Christus.

Die Kirche ist damit kein Ort um anderen Religionen, Weltanschauungen
oder Parteien, Gelegenheit zur Selbstdarstellung zu geben.

Jörgen Bauer