Du hast den Namen, dass du lebst, und bist tot. Werde wach und stärke das
andere, das sterben will, denn ich habe deine Werke nicht als vollkommen
befunden vor meinem Gott.

Offenbarung 3, Verse 1 und 2

“Weck die tote Christenheit aus dem Schlaf der Sicherheit; mache deinen Ruhm bekannt, überall im ganzen Land. Erbarm dich Herr.” So heißt es in dem Lied
“Sonne der Gerechtigkeit”. Es ist also was dran, an dem “Kirchenschlaf”, der eine gewisse Tradition zu haben scheint.

Mir fällt hierzu die Tante Erna ein, die während des Gottesdienstes immer einschlief und deshalb von ihrer Nichte Clara gefragt wurde, warum sie überhaupt in die Kirche geht, wenn sie dort sowieso nur schläft. Die Tante nahm daraufhin ein verschmutztes Sieb, hielt es unter den laufenden Wasserhahn, wobei das Sieb sauber wurde und sagte, “deshalb!”.

Das ist natürlich eine Möglichkeit. In den heutigen Versen geht es aber um etwas anderes, nämlich darum, dass es zu einem gleichmäßigen Trott, zu einer
Müdigkeit im Glaubensleben gekommen ist.

Die Gemeinde in Sardes war geistlich tot, merkte das aber gar nicht, weil nach Außen noch eine gut aussehende Fassade, bestehend aus alten Gewohnheiten – und vielleicht auch “frommen Sprüchen” und Lippenbekenntnissen – bestand, hinter der aber keine Substanz mehr war.

Die Gemeinde wiegte sich in Sicherheit, es fehlte aber allenthalben an Werken und Glaubensfrüchten, ohne die der Glaube tot ist. Fromme Worte und Bekenntnisse allein reichen nicht. “Es reicht nicht, das Gute zu wollen, man muss es auch tun”, besagt eine Spruchweisheit. Dazu kam noch dass einige in
Sardes auf Abwege geraten waren.

Da die Sendschreiben der Offenbarung an die Gemeinden aller Zeiten gerichtet sind, weil das, was von Jesus hier beanstandet wird, immer wieder vorkommt, geht die Frage an uns, ob wir uns in einer ähnlichen Situation befinden.

Ich erinnere mich an Zeiten, wo es allgemein üblich war, sonntags in den Gottesdienst zu gehen. Das gehörte “zum guten Ton” und auch dazu um von den anderen gesehen zu werden. Sonntags war man fromm, es gab reichhaltige Gottesdienste, man hört brav zu, sang kräftig mit, und die Woche über nahm man es nicht so genau. Manche glaubten gar, dass ein nach bürgerlichen Maßstäben anständiges Leben ein christliches Leben ist.

So könnte eine schlafende Christenheit aussehen, und von damals ist mir ein
Ausspruch bekannt, wonach der sonntägliche Schweinebraten besonders mundet, wenn man vorher in der Kirche war.

Damals wie heute gibt es christliche Gemeinden, die Jesu Christus als den Herrn ihrer Kirche bekennen, mithin den Namen tragen, der lebendig macht, aber tatsächlich tot sind, ohne es zu bemerken.

Weil das passieren kann, ist ständige Wachsamkeit, Umkehr und Neubesinnung nötig. Auch wenn wir bekehrt sind und zum Glauben gefunden haben, können wir das Ewigkeitsziel trotzdem noch durch Nachlässigkeit, Gleichgültigkeit, falscher Selbstsicherheit usw., verlieren.

Davor will uns der Herr bewahren.

Jesus lässt solche Gemeinden deshalb nicht fallen. Er hat die in Sardes nicht vergessen, und ER vergisst auch uns nicht, weil ER möchte, dass alle das Ziel erreichen und nicht verloren gehen. Deshalb erfolgte Sein Weckruf, den wir im Sendschreiben an die Gemeinde in Sardes nachlesen können.

Aber wir müssen uns wecken lassen, weil wir sonst verloren gehen können.

Wenn wir feststellen, dass wir müde und lau geworden sind, gilt es deshalb, wieder wach zu werden und die anderen in unserem Umfeld ebenfalls zu neuen Aktivitäten zu animieren.

Jörgen Bauer