Ich werfe nicht weg die Gnade Gottes; denn wenn die Gerechtigkeit durch das
Gesetz kommt, so ist Christus vergeblich gestorben.

Galater 2, Vers 21

Vom Philosophen und Gottesleugner Friedrich Nietzsche stammt die Aussage:

“Wenn das Christsein so eine gute Sache wäre, dann müssten die Christen
fröhlicher aussehen!”

Bezüglich auf die Christen ist das eine blamable Schlussfolgerung, an der
durchaus etwas dran ist, und die auf die, dem Glauben Fernstehenden abschreckend wirken muss.

Ich habe das Buch “Warum ich nicht mehr glaube – wenn junge Erwachsene
den Glauben verlieren”, geschenkt bekommen. Ich habe das Buch noch nicht
gelesen, sondern erst mal einen Blick hineingeworfen, und da stellte sich mir –
bei aller Vorsicht – die Frage, ob die vom Glauben Abgefallenen überhaupt jemals geglaubt haben.

Deshalb bin ich auch auf den heutigen Vers gekommen. Paulus weiß, dass
alles Gnade und keine persönliche Leistung ist. Andernfalls wäre Christus umsonst für unsere Sünden gestorben. ER, Christus, ist es, der für uns
die Leistung erbracht hat, die wir nie hätten erbringen können, und wir sollen das auch gar nicht erst versuchen. Christus hat uns vor Gott gerecht gemacht. Das reicht. Dem können wir nichts mehr hinzufügen.

Kurzum: Nicht das perfekte Halten von Geboten und der Dienst für das Reich
Gottes retten uns, sondern allein der Glaube, aufgrund dem wir aus Gnade
gerettet werden.

Gottes Gebote sind zudem nichts, was uns einengen, sondern ganz im Gegenteil etwas, was uns ein Leben in Freiheit ermöglichen soll. Gebote sind Schutzzäune für unser Leben, mit denen wir und andere geschützt werden. Wer daraus zwanghafte Ordnungen entwickelt hat nicht erkannt, um was es geht.

Aber was habe ich da, beim Überfliegen des Buches, nicht schon so alles mitbekommen:

Da quälte man sich damit ab, oder wurde mit frommen Sprüchen unter Druck
gesetzt, dass man “für den Herrn” dieses und jenes zu tun habe, “weil der
Herr das erwarte und weil man andernfalls verdammt werde usw.”

Natürlich ist es richtig, Glaubensfrüchte zu bringen. Aber die wachsen von selbst, allein dadurch, dass wir im Glauben stehen und uns, in unserem Verhalten, ganz zwanglos, vom Glauben leiten lassen.

Dem steht nicht entgegen, dass wir da manchmal auch fest bleiben müssen.
Das aber nicht aus Zwang sondern aus innerer Überzeugung. Wir sollen überhaupt “Überzeugungstäter” sein, die etwas freiwillig tun, weil sie sich dazu getrieben sehen und nicht aus Pflicht.

Etwas zu tun, nur weil man sich verpflichtet fühlt oder niemanden vor den
Kopf stoßen will, ist grundsätzlich falsch, auch wenn man manchmal um bestimmte “Pflichtübungen” nicht herumkommt, weil es die Konvention so verlangt oder weil man es sich nicht leisten kann, bestimmte Erwartungen
nicht zu erfüllen. Es kann dabei aber immer nur um nachrangige Dinge gehen.

Horoskopgläubige können abhängig und süchtig werden. Sie orientieren sich an dem, was im Horoskop steht, ohne dabei selbständig handeln zu können.

Auch der Glaube scheint auf diese Weise entarten zu können, in dem man ständig versucht, den Willen Gottes, bezogen auf alle möglichen Situation,
zu ergründen, weil man glaubt andernfalls zu “sündigen” und sich damit den Zorn Gottes zuzuziehen. Das Leben wird so zu einem einzigen “frommen Krampf”.

Das kann deshalb nie funktionieren, weil niemand den Willen Gottes, bezogen auf eine bestimmte Situation, kennt, weil es für alles verschiedene Lösungsmöglichkeiten gibt. Im Wort Gottes erfahren wir den Willen Gottes
nur in Form eines Gesamtkonzepts. Wozu dann allerdings auch die Gebote gehören, die wir nicht vorsätzlich übertreten sollen.

Antworten im Einzelfall bekommen wir nicht durch krampfhaftes Suchen in der Bibel, die dadurch leicht zu so etwas wie einem Brett vor dem Kopf werden kann, sondern dadurch, dass wir Stille werden, Beten und geduldig abwarten. Auch hier dürfen wir alle Sorge auf Gott werfen. Und dann merken wir plötzlich, dass diese oder jene Lösung die Richtige ist.

Auf was wir trauen sollen hat Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf so treffend
formuliert:

1. Christi Blut und Gerechtigkeit,
das ist mein Schmuck und Ehrenkleid;
damit will ich vor Gott bestehn,
wenn ich zum Himmel werd eingehn.

2. Ich glaub an Jesum, welcher spricht:
Wer glaubt, der kommt nicht ins Gericht.
Gottlob, ich bin schon frei gemacht,
und meine Schuld ist weggebracht.

3. Drum soll auch dieses Blut allein,
mein Trost und meine Hoffnung sein;
ich bau im Leben und im Tod
allein auf Jesu Wunden rot.

4. Und würd ich durch des Herrn Verdienst
auch noch so treu in seinem Dienst,
gewönn den Sieg dem Bösen ab
und sündigte nicht bis ins Grab:

5. so will ich, wenn ich zu Ihm komm,
nicht denken mehr an gut und fromm,
sondern: da kommt ein Sünder her,
der gern für’s Lösgeld selig wär.

6. Wenn nun kam eine böse Lust,
so dankt ich Gott, daß ich nicht mußt;
ich sprach zur Lust, zum Stolz, zum Geiz:
dafür hing unser Herr am Kreuz.

7. Solang ich noch hienieden bin,
so ist und bleibet das mein Sinn:
ich will die Gnad in Jesu Blut
bezeugen mit getrostem Mut.

8. Du Ehrenkönig, Jesu Christ,
des Vaters einger Sohn Du bist;
erbarme Dich der ganzen Welt
und segne, was sich zu Dir hält!

Jörgen Bauer