Eli aber war sehr alt geworden. Wenn er aber erfuhr, was seine Söhne
ganz Israel antaten und dass sie mit den Frauen schliefen, die vor der
Türe der Stiftshütte dienten, sprach er zu ihnen: Warum tut ihr solche
bösen Dinge, von denen ich höre im ganzen Volk?” Nicht doch, meine
Söhne! Das ist kein gutes Gerücht, von dem ich reden höre in des Herrn
Volk.

1. Samuel 2, Verse 22 bis 24

In der gestrigen Betrachtung ging es darum, dass ein Geduldiger besser
als ein Starker ist. Aber kann Geduld auch in Nachlässigkeit, Schlamperei
und Liederlichkeit ausarten?

In den heutigen Versen geht es um den Priester Eli und seine Söhne, die
Gott richtete, in dem sie alle am gleichen Tag zu Tode kamen. Die Söhne
Elis, weil sie ihren priesterlichen Dienst gröblich missbrauchten und der Vater Eli, weil er das Treiben seiner Söhne nicht energisch unterbunden hatte.

Aber hatte sich Eli nicht als geduldiger Vater erwiesen, der das Treiben
seiner Söhne zwar missbilligte, diese ermahnte, vielleicht darauf wartete,
dass sich etwas ändert, diese aber zu nichts zwang?

Mir fiel hierzu der Zustand unserer evangelischen Kirche ein. Daran, dass
das Wort Gottes vielerorts beliebig hingebogen und dem Zeitgeist angepasst wird, hat man sich mittlerweile gewöhnt.

Es gibt wohl auch eine Regel, wonach man die jeweils andere Sichtweise akzeptiert und sich nicht gegenseitig kritisiert, auch wenn das zur Folge hat, dass die Kirche nach Außen nicht in einer Sprache spricht, obwohl sich eigentlich alle in ihrem Amtsversprechen auf die biblisch-reformatorische
Lehre verpflichtet haben.

In letzter Zeit zeigt sich, dass das mit der Toleranz, eine Einbahnstraße ist.
Es kommt immer wieder zu Meldungen, wonach ein zeitgeistlich orientierter
Kirchenvorstand, anderen Christen Räumlichkeiten versagt, weil deren Ausrichtung dem Kirchenvorstand nicht passt.

Dabei bezieht man sich auf den dümmlich-dreisten Terminus “homophob”
oder darauf, dass die Vorstellungen der Christen, die eine Räumlichkeit für
eine Zusammenkunft benötigen, nicht denen des jeweiligen Kirchenvorstandes entsprechen.

Das ist sehr ärgerlich. Nicht minder ärgerlich sind für mich, manche Aussagen der “Frommen”. Als da sind: “Wir wollen keinen Streit”, “kein Öl ins Feuer gießen”, “wir wollen uns still zurückhalten”, “die Sache dem Herrn überlassen”, “zuerst danach schauen, dass bei uns alles in Ordnung ist”, “uns nicht darum kümmern, was die anderen machen” und anderes.

Gerade diese Haltung ist und war es ja, die zu dem desolaten Zustand
innerhalb der Kirche beigetragen hat.

Ob der konfliktscheue Priester Eli, hinsichtlich seine Söhne wohl ähnlich
gedacht hat? Gottes Antwort kennen wir. Gottes Gericht könnte eine
verkommene Kirche genauso treffen, wie die duldsamen Frommen.

Im weltliche Bereich gibt da einen flapsigen aber trotzdem wahren Spruch:

“Der Kluge gibt solange nach, bis er der Dumme ist!” Es gibt auch die Aussage, wonach Gutmütigkeit immer auch ein Stück Liederlichkeit ist.

Es ist nämlich ein Unterschied ob eine christliche Gruppe in einem Gemeindehaus – also im eigenen Lager – oder in einem Tagungszentrum um Räumlichkeiten nachsucht, wobei anzunehmen ist, dass ein Hotel mit Tagungsräumen hier toleranter wäre.

Jesus Christus sagt den Seinen, dass sie sich den Hass der Welt zuziehen, wenn sie sich zu IHM und damit seiner Lehre bekennen.

Davor sollten wir nicht zurückschrecken, sondern ganz energisch widersprechen und protestieren, wenn Dinge geschehen, mit denen wir
nicht einig sein können.

Jörgen Bauer