Jesus bittet im Hohepriesterlichen Gebet:

“Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit.”

Johannes 17, Vers 17

Man kann an den Glauben und an das Wort Gottes von zwei Seiten herangehen.

Einmal, indem ich glaube, dass die gesamte Bibel, von Gottes Geist inspirierte und damit verbindliche Heilige Schrift ist, deren Berichten historische Ereignisse zugrunde liegen (transzendent = übernatürlich), und einmal, dass ich glaube, dass in der Bibel religiöse Menschen ihre Erfahrungen mit Gott, oder was sie
dafür hielten, niedergeschrieben haben (immanent = innerweltlich), was die Bibel zu einem interessanten und lehrreichen Buch macht, das man ernst oder auch nicht ernst nehmen kann.

Hier zwei Beispiele für die heute weit verbreitete innerweltliche oder auch
“liberale” Sichtweise”.

Zuerst Margot Käßmann:

“Ich sehe zwischen Evolution und Schöpfung, wie sie in der Bibel steht, keinen Unterschied. Die biblische Schöpfungsgeschichte ist eine Erzählung, die den Menschen sagt, dass sie sich vor Gott verantworten müssen. Die biblischen Geschichten sind kein naturwissenschaftliches Programm. Das biblische Verständnis von der Jungfrauengeburt Jesu ist überholt. Die Bedeutung von sexueller Unberührtheit wurde erst nachträglich hinzugefügt.”

Danach Annette Kurschus, westfälische Präses:

“Die Bibel ist Wort für Wort ernst zu nehmen. Die Christen sollten fleißig in ihr lesen. Die Bibel ist aber nicht aus einem Guss, sondern eine Sammlung sehr
unterschiedlicher menschlicher Glaubenszeugnisse. Was in der Bibel stehe sei
wahr, aber nicht im Sinne einer Dokumentation. Die biblischen Erzählungen
wollen die Wirklichkeit nicht exakt abbilden. Es komme darauf an, die ursprüngliche Absicht der Schreiber zu erfassen und diese auf die heutigen Lebensumstände zu übertragen.”

Was ist dazu zu sagen:

Wenn man sich mit den unbegreiflichen Wundern der Schöpfung befasst, wird
klar, dass die Evolutionstheorie nicht stimmen kann. Es ist unverständlich und letztlich unverantwortlich, dass dieses längst überholte Relikt aus dem 19.
Jahrhundert überhaupt noch gelehrt wird.

Die Bibel ist in der Tat kein naturwissenschaftliches Programm, sondern sie steht, als göttliche Offenbarung, in einer unvergleichlich anderen Art, über der Naturwissenschaft, indem sie völlig andere Bereiche abdeckt, wozu auch Gottes Allmacht gehört, der Dinge tun kann, die sich naturwissenschaftlich, also mit begrenztem menschlichen Wissen, nicht erklären lassen.

Ein Mann schrieb in einem Leserbrief, dass sich für ihn die Evolutionstheorie – oder besser der Evolutionsglaube – in dem Augenblick in Nichts aufgelöste, als er zum lebendigen Glauben kam.

Was Präses Kurschus meint, ist eine Halbwahrheit, die etwas für sich hat. Die
Berichte der Bibel sind aus dem Blickwinkel Gottes heraus geschrieben, aber deshalb nicht minder exakt und historisch zuverlässig und natürlich sollen wir die Lehren, die sich aus den biblischen Berichten ergeben, auch auf uns anwenden.

Die biblischen Berichte ergeben aber nur dann einen Sinn, wenn die Geschichtsbücher der Bibel und dort wo uns etwas berichtet wird, auf tatsächlichen Ereignissen und tatsächlich gemachten Erfahrungen beruhen und keine Dichtungen sind, mittels derer religiöse Ansichten oder Religion transportiert werden soll. Dazu gehört die Gewissheit, dass die biblischen Berichte, ebenso wie die übrigen Schriften der Bibel, durch den Geist Gottes inspiriert sind.

Die Bibel, als Wort Gottes, entfaltet nur dann seine volle Kraft, wenn wir glauben, dass es von Gottes Geist eingegeben und damit absolut zuverlässig und verbindlich ist.

Sobald wir damit anfangen uns auf Überlegungen im Sinne von Frau Kurschus einzulassen, welche die Bibel zu einer Art religiös-philosophischen Lehrbuch, subjektiver menschlicher Erfahrung, macht, verliert die Bibel sofort ihre verbindliche Kraft, wodurch es dann auch möglich wird, die Aussagen der Bibel beliebig hinzubiegen und dem jeweiligen Zeitgeist – sprich den “heutigen Lebensverhältnissen” – anzupassen.

Etwas anderes ist es, aus den Aussagen der Bibel das zeitlos Gültige zu erkennen, das auch heute gilt, weil der Mensch immer derselbe bleibt und es immer die gleichen Dinge, nur in jeweils anderer Verpackung, sind.

Eine Bibel, die uns nicht verbindlich den Weg ins ewige Leben weist, wäre völlig wertlos.

Meiden wir also immer wieder den ersten Schritt in eine falsche Richtung und bleiben wir treu bei Gott und seinem Wort.

Jörgen Bauer