Ich aber sage euch:

Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen.

Matthäus 5, Vers 44

Kann man das, seine Feinde lieben und für die beten, die einen verfolgen?

Mir fiel hier ein “Gemeinsames Gebet der Abgeordneten des US-Kongresses
während der Eröffnung der neuen Sitzungsperiode”, vom 10. Januar 1918 in
die Hände, das also lautete:

“Du weißt, O Herr, dass wir in einem Kampf auf Leben und Tod stehen, mit einer der schändlichsten, gemeinsten, gierigsten, geizigsten, blutdurstigsten,
wollüstigsten und tückischsten Nationen, die jemals die Seiten der Geschichte
entehrt haben…Wir bitten Dich, entblöße Deinen mächtigen Arm und schlage
zurück das große Pack hungriger, wölfischer Hunnen, von deren Fängen Blut
und Geronnenes tropfen…Und Dir sei Lob immerdar durch Jesus Christus. Amen.”

Beschrieben und charakterisiert werden hier die Deutschen, und es war leider
so, dass man sich, in der Verunglimpfung und Verteufelung des jeweiligen Gegners, gegenseitig in nichts nachstand.

Schlimm ist es, dass aus einer solchen Haltung, weder im Verhältnis der
Völker, noch im Verhältnis der Menschen untereinander, etwas Gutes erwachsen kann, und deshalb konnte der 2. Weltkrieg nur die Wiederaufnahme und Fortsetzung des 1. Weltkrieges sein.

Es ist so, dass Sünde eine Unheilsmacht in Gang setzt, die sich irgendwann verselbständigt. Seine Feinde zu lieben und für sie zu bitten, ist deshalb der bessere Weg.

Aber kann man das wirklich, besonders wenn einem die Feinde sehr schlimme
Dinge angetan haben? Menschen können das üblicherweise nicht, und auch im
Alten Testament gibt es Rachepsalmen, wo Gott gebeten wird, es den Feinden
heimzuzahlen.

Auch wenn diese Psalmen Gottes Wort sind, sind sie trotzdem keine Anleitung
zur Rache. Sie zeigen uns, dass vor Gott alles offengelegt werden kann. Auch
unser Zorn und der Wunsch nach Vergeltung.

Allerdings darf es nicht dabei bleiben. Gibt man sich Rachegelüsten hin, wird
dadurch nichts besser. Allenfalls steigert man sich immer mehr in etwas hinein
bis es dann tatsächlich zur Tat kommt und alles in eine Spirale der Gewalt
mündet.

Widerstehen können wir nur, wenn wir uns dem Geist Christis öffnen und
im Gegner den Menschen sehen, der die gleichen Bedürfnisse wie ich hat, der wie ich Irrtümern unterliegt, der ebenso ein Sünder ist, wie ich es bin und für den Jesus Christus ebenfalls gestorben und auferstanden ist.

Daran sollten wir denken, wenn wir wieder einmal in Zorn geraten und am
liebsten……

Ich las einmal von einem Japaner, der zum christlichen Glauben kam, als er
davon erfuhr, dass es im Christentum das Gebot der Feindesliebe gibt. Das
konnte er nicht begreifen. Das haute ihn vom Stuhl und führte zur Umkehr.

Verhalten wir uns also so, dass wir Zeugen für den Glauben werden, das andere ansteckt.

Jörgen Bauer