Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Matthäus 5, Vers 9

“Als Deutschland noch Großmacht war”, lautet der Titel eines Buches von
Bruno Bandulet, das sich mit der Geschichte des Deutschen Reiches und das
Schlittern in den Ersten Weltkrieg befasst.

Die europäischen Mächte standen sich damals aus einer Mischung aus Angst
und verhaltener Aggression gegenüber. Alle standen zu Beginn des Ersten
Weltkrieges Gewehr bei Fuß und warteten nur darauf, dass es losging.

Von daher ist es müßig darüber zu streiten, wer angefangen hat und damit
schuld hat. Die Geschichte wird immer von den Siegern geschrieben.

Was die Geschichte – Napoleon Bonaparte meinte, dass Geschichte die Lügen
sind, auf die wir uns geeinigt haben – aber interessant macht, ist die Frage, ob man aus den Fehlern gelernt hat oder ob sie sich, wenn auch in neuer Verpackung, immer wieder wiederholt.

Und da habe ich den Eindruck, dass Letzteres zutrifft.

Zwar wünscht sich jeder, dass es in der Welt friedlich zugeht und dass Freiheit, Wahrheit und Gerechtigkeit herrschen – aber dem steht unsere gefallene menschliche Natur entgegen.

Trotz aller frommen Wünsche und Lippenbekenntnisse entsprechen die
Menschen gerade nicht den Vorstellungen, die sie von sich selbst haben und von den anderen fordern, weshalb Fehler und Mängel bevorzugt bei den anderen gesucht und gefunden werden.

Daraus resultieren dann die Konflikte, die bereits im kleinen anfangen um sich dann im großen fortzusetzen.

Der Christ sollte diesen Mechanismus aus Egoismus und Selbstbetrug durchschauen und deshalb sachlich und nüchtern, auch sich selbst gegenüber, bleiben.

Dann wird er unter anderem erkennen, dass alle Schwarz-Weiß-Malerei, wonach hier die “Guten” und dort die “Bösen” sind, eine große Lüge ist.

Auf allen Seiten gibt es die unterschiedlichsten Menschen. Solche die verführen, solche die sich verführen lassen und solche die nüchtern und klar den Dingen auf den Grund gehen und zum Ausgleich und zur Versöhnung bereit sind. Das war und ist schon immer so gewesen.

Die Christen sollten nicht nur zu den Versöhnungsbereiten gehören, sondern auch zu denen, die in den Verführern und Verführten verirrte Menschen sehen, die der Erlösung und Vergebung bedürfen.

Diese Haltung sollte den Christenmenschen prägen, was niemals bedeutet Unrecht und Böses schönzureden, wie es manchmal aus falsch verstandener Nächstenliebe gefordert wird.

Unrecht und Sünde müssen beim Namen genannt werden. Aber niemals aus einer Haltung des moralisch Überlegenen, der sich über den anderen erhebt, sondern demütig, ohne Angriffe und Vorwürfe, eingedenk dessen, dass man selbst aus der Gnade und Vergebung Gottes lebt.

Wenn uns das gelingt, wozu uns der Geist Gottes verhelfen wolle, dann gehören wir zu den Friedfertigen, die von Jesus selig gepriesen werden.

Jörgen Bauer