Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm
eine Torheit und er kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich
beurteilt werden. Der geistliche Mensch aber beurteilt alles und wird doch
selber von niemandem beurteilt.

!. Korinther 2, Verse 14 und 15

Der obige Text war einmal der Predigttext zu einem Pfingstgottesdienst.
Die Pfarrerin, die dazu die Predigt halten sollte, erklärte, dass sie mit
diesem Text nichts anfangen könne. Das fand ich zwar als traurig, aber
sie war wenigstens ehrlich. Stattdessen erzählte sie von einer Gemeinde
in Italien, in der es üblich war, zu Pfingsten in der Kirche eine Taube fliegen
zu lassen und darauf zu achten, bei welchem Kirchenbesucher sie sich
niederlassen würde, der damit für eine besondere Aufgabe bestimmt war.

Mir wäre zum Text gleich einiges eingefallen, und ich will man versuchen, das
hier wiederzugeben:

Mit einem ungeistlichen Menschen über den Glauben zu sprechen, ist ungefähr
so, wie mit einem von Geburt an blinden Menschen über Farben zu sprechen.
Es ist völlig ausgeschlossen, ihm zu erklären, was Farben sind und wodurch
sich die einzelnen Farben unterscheiden.

Aber soweit muss man gar nicht gehen: Das gleiche Problem hätten wir,
wenn wir jemandem, der noch nie etwas von Rechts und Links gehört hat,
am Telefon erklären sollten, worin sich Rechts und Links unterscheiden.
Wenn man versucht, hier spaßeshalber mal eine Beschreibung zu konzipieren,
kommt man ganz schön ins Schleudern!

Der geistliche Mensch, also der gläubige Christ, unterscheidet sich vom
ungeistlichen, also ungläubigen Menschen, genauso wie der von Geburt
an Blinde vom Sehtüchtigen oder von einem der Rechts und Links kennt, und beides unterscheiden kann, von einem, der davon noch nie was gehört hat.

Der Geist Gottes bewirkt so etwas wie eine gesunde “Bewusstseinserweiterung”, durch die Dinge erkenn- und durchschaubar werden, die dem Ungläubigen verborgen bleiben, weshalb beide immer nur aneinander vorbeireden können und darüber allenfalls in Streit geraten.

Der geistliche Mensch hat andere Maßstäbe, mittels derer er die Dingen anders
beurteilt, was dazu führt, dass er als “verrückt”, “weltfreumd”, “radikal”, “fanatisch” usw. angesehen werden kann. Beispiele dafür gibt es zur Genüge.

Der geistliche Mensch kann, umgekehrt, vom ungeistlichen Menschen, nicht
beurteilt werden.

Für uns gilt es zu erkennen, dass die Dinge so liegen und von uns nicht geändert werden können. Daraus folgt, dass wir die Ungläubigen in der Liebe Christi annehmen, wozu auch gehört, sie weder zu provozieren, noch zu überfordern, sondern behutsam an die Dinge heranführen, soweit das
möglich ist.

Hier können wir Gott nur um viel Weisheit bitten.

Jörgen Bauer