Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten, aber der Gottlosen Weg
vergeht.

Psalm 1, Vers 6

In meiner morgendlichen Betrachtung las ich dieser Tage von einem
Pfarrer, der in seiner Gemeinde als ein Vorbild galt und allgemein
bewundert wurde.

Aber in seinem häuslichen Bereich sah es ganz anders aus. Er kannte
nur den Begriff “Pflichterfüllung”, das Verhältnis zu seiner Frau, die
ebenfalls als Christin vorbildich lebte, war unterkühlt und das Paar
blieb nur wegen der Kinder zusammen und weil sie sich vor dem
Traualtar, unwandelbare Treue versprochen hatten, bis dass der Tod
sie scheide.

Woran der Pfarrer mitsamt seiner Frau krankten, lag daran, dass es an der
Liebe fehlte. Sie waren nur “fromm und rechtschaffend” aber das ohne
Liebe, also eine blutleere Gerechtigkeit, die in Wirklichkeit von Übel und
keinesfalls nachahmeswert und vorbildlich war, wovon die Umwelt nichts
ahnte.

Ja, es gibt diese blutleere, eiskalte und unbarmherzige Gerechtigkeit, die auch über Leichen geht, wie ich es manchmal schon in einem Western gesehen
habe, wo selbst der Freund ans Messer geliefert wird, um dem Gesetz Genüge
zu tun. Und es gibt auch weiterhin den gnadenlosen Bürokraten und
Paragraphenreiter, der keinerlei Nachsicht kennt.

Aber ist das mit Gerechtigkeit gemeint, einem Begriff, der in der Bibel
häufig vorkommt? Gott wird als gerecht beschrieben, wobei wir seine
Gerechtigkeit keinesfalls mit unserem Gerechtigkeitsbegriff auf eine Stufe
stellen dürfen, denn was “gerecht” ist wissen wir überhaupt nicht.

Ein Mensch gilt vor Gott als gerecht, wenn er an IHN glaubt, von seinem
falschen Weg umgekehrt ist und die Gerechtigkeit, die Jesus Christus
durch sein Leiden, Sterben und Auferstehen auch für ihn erworben hat,
im Glauben für sich annimmt. Hier ist Gott dann treu und gerecht und
nimmt den Sünder und damit einen, seinem Wesen nach Ungerechten an.

Wenn wir also so zu Gerechten geworden sind, werden wir nicht eiskalt und
selbstgerecht, sondern nehmen uns in Liebe auch der bisher noch “Ungerechten” an und zeigen ihnen den Weg zur Gerechtigkeit,

Jörgen Bauer