Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth wurde vom heiligen Geist erfüllt und rief laut und sprach: Gepriesen bist du unter den Frauen, und gepriesen ist die Frucht deines Leibes! Und selig bist du, die du geglaubt hast! Denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist von dem Herrn.

Lukas 1, Verse 41, 42, 45

Der Evangelist Lukas, der sehr gründlich recherchiert hat, berichtet unter anderem von dem Besuch Marias bei ihrer
Cousine Elisabeth, die ebenfallsein Kind erwartete. Elisabeth bezeichnet Maria als selig, weil sie Gott geglaubt
hat und sich vorbehaltlos von Gott gebrauchen ließ.

Maria hatte damit in besonderer Weise Anteil an der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. Und das, was Maria hinsichtlich ihres Sohnes Jesus gesagt wurde, erfüllte sich und das Gesagte wurde somit vollendet.

Im Katholizismus spricht man von Maria, als der Himmelskönigin, der Mutter Gottes, der sündlos geborenen und gebliebenen Jungfrau, von einer Himmelfahrt Marias und von einer Fürsprecherin, die man anrufen kann.

Von alledem steht im Wort Gottes allerdings nicht das Geringste geschrieben. Es geht hier demnach um Dogmen, die sich beinahe zwangsläufig aus einem bestimmten Glaubensverständnis, allgemein als “katholisch” bezeichnet, ergeben und in der Kirchengeschichte deshalb erst später hinzukamen, ohne dass
es dazu eine Grundlage im Wort Gottes gegeben hätte.

Orientiert man sich an dem, was tatsächlich geschrieben steht, ist allein Jesus Christus die Mitte und an IHM entscheidet sich unser Schicksal. ER und nur ER hat den Weg zurück zu Gott freigemacht und einzig und allein an IHN müssen wir uns halten. ER ist es auch der, der uns vor Gott vertritt und unser Hoherpriester und Mittler, wie es der Hebräerbrief bezeugt.

Die Mutter Maria kommt im weiteren Neuen Testament nur am Rande vor.

Das Großartige ist, dass sich Gott mit der ganz normalen Menschheit verbunden hat und dazu den Menschen Maria aus dem Volk Gottes auserwählte, die sich von Gott in Dienst
nehmen ließ.

Das neue Testament berichtet von der irdischen Familie Jesu
und von seinen Brüdern, die zunächst nicht an ihn glaubten
und IHN sogar zurückhalten wollten.

Die Mutter dieser leiblichen Brüder kann, aus naheliegenden Gründen, nur die besagte “Mutter Maria”, sein, die demnach
eine ganz normale Frau blieb, nachdem sie Jesus zur Welt gebracht hatte. Wie alle Christen, war auch Maria kein
“besserer Mensch”.

Wie kann es aber sein, dass Maria zur Himmelskönigin, Gottesmutter usw. aufgebaut wurde?

Das hängt mit dem Menschenbild im katholischen Glauben zusammen. Danach ist der Mensch infolge des Sündenfalles, von Natur aus, kein durch und durch rettungslos verlorener Sünder, der nur aus Gnade gerettet werden kann, sondern jemand, der durch den Sündenfall zwar schwer geschädigt ist, aber immer noch den Rest eines “guten Kerns” in sich hat.

Daraus folgt, dass der Mensch, durch persönliche Anstrengung, an seinem Heil mitwirken kann. Allerdings würde dies bedeuten, dass das Sühneopfer Jesu nicht ausreichend und damit unvollkommen war.

Sieht man das so, sind dann auch eine sündlose Mutter Maria
und Heilige denkbar, welche die Christen, gewissermaßen als deren Lobby, vor Gott vertreten und damit Christus “unterstützen”.

Und es scheint auch klar zu sein, dass ein von Geburt an sündloser Mensch, wie es von Maria behauptet wird, nicht dem Tod, als dem Sold der Sünde, verfallen ist und deshalb nur in den Himmel, zur Unterstützung ihres Sohnes, aufgefahren sein kann.

Die Schrift deckt uns allerdings schonungslos auf, dass in uns absolut nichts Gutes ist und damit auch die größten Gottesmänner (und -frauen) sündige Menschen waren und zum Teil erheblich versagten und von daher selbst nur aus der Vergebung lebten, was dann auch für alle sonstigen “Heiligen”, einschließlich Maria, gilt.

Die Schrift bezeugt deshalb auch an keiner Stelle eine derartige Lobby von Fürsprechern, die unseren Anliegen bei Gott
Nachdruck verleihen könnten.

(Ich kenne eine Kollegin, die in der katholischen Kirche als Lektorin tätig und sehr “gläubig”, oder besser, religiös, ist. Sie erzählte mir Mal, dass sie jeden Abend zu ihrer verstorbenen Großmutter betet, mit der sie sich besonders gut verstanden habe. Unser Verhältnis schien etwas getrübt, als ich ihr mal sagte, dass unser Heil allein in Jesus Christus liegt und ER unser Mittler ist, zu dem wir beten sollen. Die Lehre vom Sühnetod Jesu, der für unsere Sünden gestorben ist, lehnte sie empört und als unsinnig ab. Was wird sie wohl ihren Mitchristen am Sonntag predigen?)

Ich möchte anmerken, dass ich der Katholischen Kirche wohlwollend gegenüberstehe und das Richten Gott überlasse, zumal unser Wissen und Erkennen Stückwerk ist, und es soll
auch niemand die Freude an der Marienverehrung genommen werden, die im Protestantismus möglicherweise etwas zu kurz kommt, zumal von Menschen, die sich Gott zur Verfügung
stellten, eine gewisse Vorbildfunktion ausgeht.

Aber es gilt auch hier zu prüfen und nur das Richtige und Gute zu behalten. Aber eigentlich wollte ich nur aufzeigen, wie sich die Folgen von gering scheinenden unterschiedlichen Weichenstellungen aufsummieren können.

Jörgen Bauer