„Hört auf, so zu laufen, wie alle laufen. Sie laufen mit ihrem Leben in die falsche Richtung. Ohne Tiefe und mit leerem Kopf, verdunkeltem Denken und einem Herz, das kaum noch etwas spürt. So verpasst man das eigentliche Leben“ – Würde Luther heute leben und die Bibel übersetzen, dann würde er vielleicht Epheser 4, 17-18 so übersetzen.
Luther sagte zu dieser Bibelstelle sinngemäß: Unsere „Natur“ tappt bei Fragen zu Gott und dem Leben wie ein blindes Pferd. Sie hält Sand für Mehl und will daraus Brot backen. Und sie misst die Luft mit Löffeln, trägt das Licht in den Keller und versucht, eine Flamme zu wiegen. Kurz: Wir verwechseln vieles – und wundern uns, dass es uns nicht voranbringt und Not entsteht.
Unsere Zeit ist reich an Glanz und arm an Gewicht. Viele sammeln Likes im Internet wie Muscheln am Strand – hübsch, aber nicht nahrhaft. Wir verwechseln Information mit Weisheit, Reichweite mit Reife, Tempo mit Richtung. Aber Nachhaltigkeit heißt z.B. nicht nur weniger Müll produzieren. Nachhaltigkeit ist viel mehr. Es geht darum, tiefe Wurzeln zu haben, damit wenn die Stimmung kippt, die Börse zittert oder der Algorithmus umschaltet, wir nicht verführt und orientierungslos werden.
Ein Christ ist Diener seines Herren Jesus Christus. Dieses Dienen findet körperlich in dieser Welt statt. Dazu gehört auch ein Leben zu führen, das nicht so ist, wie es die nicht-Gläubigen führen. Es bedeutet helleres Denken, weiches Herz und klare Schritte. Nicht sich im Jammern über „die Oberflächlichen“ oder wie schlimm doch die Welt ist aufhalten lassen. Leben mit Christus bedeutet Tiefe und Nachhaltigkeit – alltagstauglich, humorvoll, positiv, konkret.
Ich habe hier einige Tipps zusammengestellt, wie man ganz praktisch im Alltag Tiefe und Nachhaltigkeit üben kann.
Prüfe vor jeder Entscheidung: Hat das in 2–3 Jahren Bestand? Wenn ja, bleib dran; wenn es nur kurzfristig glänzt, warte. Tiefe heißt Langfristigkeit. Investiere in das, was bleibt: Beziehungen, Charakter, Vertrauen—durch Gespräch, Vergebung, gemeinsames Essen, Mentoring und Gebet. Nachhaltiger als jedes Upgrade.
Versuche wenigstens einmal die Woche einen Tag „kein Müssen“. Einfach mal offline sein, langsam machen, dankbar sein. Wer nie anhält, verwechselt bald Sand mit Mehl. Ruhe ist der Ort, an dem Gott unser Herz wieder weich macht. Epheser 4 spricht von einer „Blindheit/Verhärtung des Herzens“ – Tiefe wächst, wenn wir mal anhalten in der Stille und zuhören, was Gott zu sagen hat. Leerlauf, nicht im Dauerlauf die Tage vorbeiziehen lassen.
Zur christlichen Tugend gehört auch die Beziehung zu Geld, Konsum und Terminen. Es geht nicht um das immer noch ein bisschen mehr herausholen. Reparieren statt neu kaufen oder bewusst verzichten. Qualität zählt mehr als Quantität – Billiges hält selten und man muss nochmals kaufen.
Schau dir auch mal deinen Kalender an. Betrachte den Kalender wie einen Garten. Weniger Unkraut bedeutet mehr Wachstum.
Mach regelmäßig eine Wahrheits-Diät. Weniger Schlagzeilen-Snacks, mehr nahrhafte Quellen. Bibel im Kontext lesen, gute Bücher, echte Gespräche mit echten Menschen. Setz dir Info-Fenster, z.B. 2× am Tag Nachrichten und fülle den Rest mit Tiefenfutter. Weisheit statt Dauer-Breaking und Dauer-Aufregung.
Und wenn du mal eine Entscheidung treffen musst, wird sie den 3-L-Test bestehen? Liebe – Langfristigkeit – Lauterkeit! Trägt die Entscheidung Liebe in die Welt? Denkt sie langfristig? Ist sie lauter, d.h. integer, ehrlich, fair? Wenn zwei von drei dieser L’s fehlen, ist es nur Schein-Tiefe.
Wende ruhig auch die 3 B’s an: Beten – Beraten – Beschließen. Bete kurz („Herr, zeig mir, was bleibt“), hol dir Rat von einer weisen Person, dann entscheide – und bleib dabei. Tiefe wächst durch treues Dranbleiben, nicht durch ständiges Umentscheiden.
Luther spottete damals über die Versuche, aus Spinnweben einen Mantel zu nähen – hübsch, aber reißt beim ersten Zug. Unsere Version heute: Motivations-Reels statt echte Gewohnheiten, Quotes statt Charakter. Gottesdienst ist nicht Show, sondern sich von Gottes Geist bestrahlen und ausrichten zu lassen. Lass Gottes Wahrheit an deine Lebensplanung, an deinen Umgang mit Geld, an deine Bildschirmzeit, an deine Art zu streiten.
Glauben ohne Alltag ist ein dürres und schwaches Flämmchen. Schön anzusehen, aber ohne Wärme.
Vielen Dank fürs Lesen!
Dein Peter
Ich muss euch nun Folgendes sagen und ermahne euch im Auftrag des Herrn: Ihr dürft nicht mehr so leben wie die Menschen, die Gott nicht kennen. Ihr Leben und Denken ist von Nichtigkeiten bestimmt, und in ihrem Verstand ist es finster, weil sie vom Leben mit Gott ausgeschlossen sind. Das kommt von der Unwissenheit, in der sie befangen sind, und von ihrem verstockten Herzen.
Epheser 4, 17-18