Gesunde brauchen Jesus nicht

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„Die Gesunden brauchen keinen Arzt, sondern die Kranken.“ Diesen Satz würde heute wohl jeder unterschreiben – ob gläubig oder nicht. Klar, wer sich fit fühlt, macht einen großen Bogen um Wartezimmer, Nummern ziehen, Blutdruck messen. Zum Arzt gehen wir in der Regel erst, wenn es wirklich weh tut, wenn man leidet.

Jesus benutzt dieses einfache Bild, um über etwas Tieferes zu reden: über die innere Seite unseres Lebens. Er spricht von Menschen, die nach außen „gesund“ wirken – erfolgreich, halbwegs zufrieden, ganz ok unterwegs – und von Menschen, die merken: Da ist etwas, das ich allein nicht hinbekomme. Genau hier sagt Jesus von sich selbst, er ist wie ein Arzt. Und er ist besonders da für die, die wissen, dass sie ihn nötig haben. Diese Stelle in der Bibel will Mut machen, ehrlich hinzuschauen: Wo bin ich innerlich eher Patient als Superheld?

Wer merkt überhaupt, dass er krank ist? Um das zu erklären, hilft das Zusammentreffen einer ausländischen Frau – die Kanaanäerin – mit Jesus. Diese Frau hat eine schwer leidende Tochter. Sie schämt sich nicht, laut nach Jesus zu rufen, bleibt hartnäckig, obwohl er sie zuerst abweist. Warum hält sie durch? Weil sie Not hat, verzweifelt ist und die Liebe zu ihrer Tochter sie antreibt. Sie sieht keine Alternative mehr.

Menschen, die ihre Not, ihre Schuld, ihre innere Zerrissenheit fühlen, klammern sich an Christus. Wer sich „gesund“ vorkommt, läuft einfach weiter – braucht ja keinen Arzt. Übertragen auf heute: Solange ich mir einrede, ich hätte alles im Griff, ich wäre schon „besser als die anderen“, bleibt Jesus eine nette Zusatzoption. Aber nicht lebenswichtig.

Wer sicher gehen will, sollte Gottes Maßstab, seine Gesetze, für ein gesundes und erfolgreiches Leben anlegen und nicht das, was alle um einen herum erzählen. Gesetz heißt, du sollst den anderen nicht nur halbwegs korrekt behandeln, sondern ihn wirklich lieben. D.h. den anderen richtig gut und zuvorkommend behandeln. Und du sollst Gott vertrauen. Nicht nur, wenn es gut läuft, sondern auch dann, wenn du nichts verstehst.

Wenn du das nicht machst, dann begehst du „Sünde“ durch Unterlassung. „Sünde“ bedeutet nicht irgendwas Frommes oder krasse Verbrechen. Es bedeutet, an dem vorbeileben, wofür ich gedacht bin – an Gott und an den Menschen. Wer sich dem ehrlich stellt, merkt schnell, ich bin längst nicht so gesund, wie ich dachte. Da sind Ego-Reflexe, verletzende Worte, innere Leere, die ich mit Aktivität zudecke.

Erst wenn dieser ehrliche Blick da ist, wird „Gnade“ interessant. Gnade heißt, Gott bleibt dein Freund, obwohl du nichts vorzuweisen hast. Solange ich mich für etwas Besseres halte und denke, mir geht es gut – meine viele gute Argumente, gute Vergleiche, gutes Image zu haben – bleibt Gnade nur ein schönes religiöses Wort.

Und jetzt kommt der Punkt, der weh tut: Unsere Vernunft, unser innerer Stolz mögen das überhaupt nicht. Es fällt uns unendlich schwer, uns „nackig zu machen“, also alles fallen zu lassen, worauf wir uns sonst stützen und verlassen – Leistung, Gefühl, Kontrolle. Es fällt uns normalerweise schwer, uns nur an Gottes Wort zu hängen. Gerade dann, wenn unsere Erfahrung „da passiert doch eh nichts!“ im Kopf herumspuckt.

Aber wir können vom Beispiel mit der Kanaanäerin lernen. Sie lässt sich von Jesu erstem Schweigen nicht abschrecken. Sie hält sich an ihm fest, nicht an ihren Gefühlen.

Vielleicht würdest du dich nicht als „krank“ bezeichnen. Du funktionierst, dein Alltag läuft. Und trotzdem kennst du Momente, in denen dich die Frage trifft: War’s das? Oder „warum verletze ich Menschen, die ich eigentlich liebe?“ Genau an solchen Stellen setzt dieser alte Text an. Er will dich nicht kleinmachen, sondern ehrlich machen.

Jesus ist nicht für die Selbstgerechten gekommen, die sich für fehlerlos halten und über die anderen Stellen oder nur ihren eigenen Profit im Blick haben. Er ist für alle gekommen, die Fehler machen, scheitern, schuldig werden, sich übersehen fühlen oder an sich selbst zweifeln. Sie sollen wissen, gerade ihr dürft mit eurer Not zu Christus kommen. Nicht erst, wenn ihr euch „geistlich fit“ gemacht habt.

Du musst nicht den „Gesunden“ und Perfekten spielen, um vor Gott bestehen zu können. Du darfst ehrlich „krank“ sein. Und gerade dort, wo du aufhörst zu versuchen, dich selbst zu retten, kann der Arzt überhaupt erst an dir arbeiten – wenn du ihn lässt. Vielleicht ist das für dich ein neuer Anfang von echter innerer Gesundheit.

Vielen Dank fürs Lesen!

Dein Peter


Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.

Lukas 5, 31