Die Israeliten wurden vom babylonischen König Nebukadnezzar besiegt und aus ihrem eigenen Land verbannt. Nun lebten sie in der Verbannung in Babylon. Gott ließ Jeremia einen Brief an die übrig gebliebenen Ältesten schreiben. Seine Botschaft? Er sagte ihnen, sie sollen Häuser bauen, Gärten anlegen und ihre Früchte genießen, heiraten und Kinder bekommen. Sie sollen sich mehren und nicht weniger werden. Die Israeliten in der Verbannung sollten sich auch um das Wohl der Stadt bemühen und für sie beten. Gott erklärte den Israeliten, dass wenn es der Stadt gut geht, in der sie leben, dann wird es ihnen auch gut gehen.
Jeremia schrieb auf Gottes Befehl den Israeliten, dass sie erst nach 70 Jahren, nach dem Untergang Babylons, in ihre Heimat zurückkehren würden.
Für die einen war das eine Verheißung und Zeichen dafür, dass Gott sie nicht vergessen hat. Bei anderen löste es Unverständnis aus. Einige der falschen Propheten verbreiteten und wiederholten immer wieder Lügen über Jeremia und behaupteten, Gott hätte zu ihnen gesprochen und sie wären seine Gesandten. Die Lügen wurden so oft wiederholt, bis viele sie auch tatsächlich glaubten und eine Stimmung gegen Jeremia entstand. Es wurde nun alles in Zweifel gezogen und ob Gott wirklich das so wollte, wie die Situation nun mal war. Ruhm, Ehrsucht, Eitelkeit und Macht über andere – diese Motive haben diese falschen Propheten angetrieben, um Jeremia so zu diffamieren.
Jeremia Kapitel 29 erzählt diese Geschichte recht knapp und schildert auch Gottes Reaktion. Gott ließ Jeremia ausrichten, dass auf diesen Lügnern schlimmste Strafen warten, sie umkommen und den Segen der Heimkehr und der Gemeinschaft mit Gott nicht erleben werden.
So wie das Volk Israel in der Verbannung war und eine vorübergehende Heimat in Babylon bekam, so sind auch wir Christen auf der Erde nur auf der Durchreise. Unser wahres Zuhause ist bei Christus im Himmel. Das bedeutet aber nicht, dass wir uns aus dem Leben zurückziehen oder so tun, als würde das Hier und Jetzt keine Rolle spielen. Nein, genauso wie die Israeliten einst in Babylon lebten, aber wussten, dass Gott sie eines Tages heimführen würde, so sind auch wir als Christen in dieser Welt. Aber unsere Heimat ist nicht mehr diese Welt.
Christen besitzen das Bürgerrecht im Himmel durch Gottes Geschenk. Dort ist die Heimat eines gläubigen Christen. Daher haben irdische Konstrukte wie Nation, Volk, Heimat oder Tradition keine große Bedeutung mehr und sollten auch keine größere emotionelle Bindung hinterlassen. Ein Christ steht mit einem Bein schon im Himmel und lässt sich von politisch motivierten Parolen nicht einfangen. Ein Christ ist frei und vollkommen auf das Reich Gottes und seinem Auftrag fokussiert, um Menschen die gute Botschaft Gottes näherzubringen. Trotzdem sind wir in dieser Welt, haben Hunger und Durst, empfinden Freude und Trauer. Und du darfst es ruhig glauben: Gott weiß das. Er ist ja selbst als Mensch auf der Erde gewesen. Er kennt die menschlichen Bedürfnisse.
Gott will, dass wir diese Zeit auf der Erde nutzen! Wir sollen unser Leben nicht in Wartehaltung verbringen, sondern Häuser bauen, Gärten pflanzen, Familien gründen und für das Wohl der Stadt sorgen, in der wir leben. Unser Blick geht zwar nach vorne – auf Gottes Reich –, aber unsere Hände sollen hier und jetzt Gutes tun und Menschen erreichen. Wir leben mitten unter den Menschen, arbeiten, regieren, gestalten mit und beten für die Welt um uns herum. Wir sind das Licht für die Menschen um uns herum. Denn wenn es unserer Stadt gut geht, geht es auch uns gut.
Irgendwann wird der Tag kommen, an dem wir heimkehren zu Gott. Bis dahin aber leben wir treu, verantwortungsvoll und hoffnungsvoll – mitten in dieser Welt, aber mit dem Herzen schon im Himmel.
Vielleicht fühlst du dich manchmal fehl am Platz in dieser Welt – als würdest du nicht ganz dazugehören. Das ist kein Zufall. Unsere Sehnsucht nach etwas Größerem, nach einer tieferen Heimat, erinnert uns daran, dass wir für mehr geschaffen sind. Aber gerade weil wir wissen, dass unser Ziel bei Gott liegt, sind wir herausgefordert, hier auf der Erde mit Sinn und Hoffnung zu leben.
Wie gestaltest du deine Zeit in „Babylon“? Nutzt du deine Gaben, um Gutes zu tun? Bist du ein Segen für die Menschen um dich herum? Denn eines ist sicher: Die Art und Weise, wie du hier lebst, zeigt, wo dein wahres Zuhause ist.
Vielen Dank fürs Lesen!
Dein Peter
Doch wir haben unser Bürgerrecht im Himmel. Von dort her erwarten wir auch unseren Retter und Herrn Jesus Christus.
Philipper 3, 20