Im Sturm des Lebens

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Dunkle Wolken ziehen auf, das Wasser türmt sich, das Boot kracht in die Wellen. Die Jünger schreien durcheinander, einer versucht verzweifelt das Segel im Sturm zu halten, ein anderer schöpft Wasser, das schon bis zu den Knien steht. Der Wind peitscht ihnen ins Gesicht, und in den Augen liest man nackte Angst um des Lebens Willens: Das war’s. Wir sterben hier.
Und dann ein harter Schnitt – fast wie ein Regie-Trick in einem Filmdrama: Die Kamera fährt zurück, und plötzlich sehen wir, dass Jesus die ganze Zeit im Boot war. Als ob da ein Rettungsanker existierte, den keiner beachtete. Wie ein Sicherheitsnetz bei einer Zirkusnummer, das erst dann auffällt, wenn man zu fallen droht. Es war nie wirklich „alles aus“, auch wenn es sich so anfühlte.

Eigentlich ist das Verhalten der Jünger völlig normal. Sie waren einfache Fischer, Männer, die das Meer kannten – aber auch wussten, wie gnadenlos es sein kann. Sie sahen nur, was wir alle in Panik sehen: Wasser im Boot, Wellen, die über den Rand schlagen, und die nackte Sorge ums Überleben. Mehr kennen wir Menschen von Natur aus auch nicht: wir rechnen mit dem Sichtbaren, mit dem, was uns direkt bedroht.

Doch Jesus war anders. Er sah nicht nur die Welt der Wellen, sondern auch die unsichtbare Wirklichkeit Gottes. Wo die Jünger Chaos und Untergang spürten, ruhte er im Frieden seines Vaters. Darum konnte er schlafen, während sie schrien. Er war die Ruhe selbst – nicht, weil die Gefahr kleiner war, sondern weil er wusste, dass Gottes Macht größer ist.

Und wenn du das Gefühl hast, alles bricht zusammen, Panik steigt hoch und du denkst: Jetzt ist es vorbei. Die Jünger haben es auch so erlebt. Die Jünger schrien im Sturm. Und interessant: Selbst in diesem verzweifelten Hilferuf steckte noch ein winziger Funken Glaube. Sie spürten nur Untergang – und merkten selbst nicht, dass in ihrem Schrei noch Leben brennt. Denn wer wirklich schon aufgegeben hätte, der würde nicht einmal mehr rufen.

Die Jünger ließen sich von dem, was sie sahen, vollkommen bestimmen. Wind und Wellen wurden für sie zur ganzen und einzigen Wirklichkeit. Jesus dagegen lebte fest verankert in einer anderen Realität: in der Nähe seines Vaters. Er wusste, dass kein Sturm stärker ist als Gottes Hand. Darum ließ er sich nicht manipulieren – weder von Panik noch von dem Geschrei ringsum. Während alle anderen Wasser schöpften, alles schlecht redeten und nur noch den Untergang vor sich sahen, lag er im Frieden Gottes. Seine Ruhe war keine Gleichgültigkeit, sondern tiefe Gewissheit: Mein Vater hat alles in der Hand.

Und das ist die gute Nachricht: Jesus wirft diesen kleinen Funken Hoffnung nicht weg. Im Gegenteil – er macht daraus ein Feuer, das so stark brennt, dass Wind und Wellen verstummen. Das, was kaum noch Hoffnung war, verwandelt er in Rettung.

So läuft es auch mit uns und es ist heutzutage auch eine echte Herausforderung. Alles wird zu viel – Burnout, Leistungsdruck, Shitstorms im Netz, Angst vor Krieg, Geldsorgen, Einsamkeit –, dann fühlt es sich an, als wären wir im sinkenden Boot. Social Media überflutet uns mit Schlagzeilen und zieht uns mit schlechten Nachrichten runter, Trends, Meinungen. Ständig brüllt irgendetwas: „Panik! Alles geht den Bach runter!“
Doch wenn wir nur darauf starren, verlieren wir die Mitte. Der innere Halt, den keine Welle brechen kann, kommt aus der tiefen Verbindung mit Jesus. Es bedeutet nicht, dass wir unverwundbar sind – aber wir werden nicht mehr so leicht hin- und hergerissen. Große Gebete können wir in solchen Situationen vielleicht nicht mehr sprechen. Vielleicht nur noch stöhnen, flüstern oder innerlich denken: „Jesus, bitte hilf!“ Genau das genügt. Schon dieser Seufzer erreicht ihn. Und dann geschieht etwas. So wie bei den Jüngern: nach dem Chaos kommt Stille – und mit der Stille Freude, Dankbarkeit und neuer Mut.

Selbst wenn du noch nicht so weit bist, selbst wenn du dich mitten in Angst und Schrecken wiederfindest wie die Jünger – Jesus lässt dich nicht fallen. Du brauchst dich nicht schämen oder als Versager fühlen, wenn dein Glaube manchmal nur wie ein kleiner Funke wirkt. Jesus braucht kein Feuerwerk, um zu wirken. Er nimmt dein Seufzen, dein Flüstern, deinen Schrei – und macht daraus mehr, als du dir vorstellen kannst. Er stellt sich vor dich, so wie er damals Wind und Wellen bedrohte. Und er macht dich stark, auch wenn du dich schwach fühlst. Dein kleiner Hilferuf reicht ihm aus. Er verwandelt deinen Funken in ein Licht, das selbst durch den dicksten Sturm scheint.

Vielen Dank fürs Lesen!

Dein Peter


„Herr“, schrien sie, „rette uns! Wir gehen unter!“

Matthäus 8, 25