“Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe. ”
Lukas 2, 7

Ich hab’s oft gesagt und sag es noch: Wer Gott erkennen und ohne Gefahr von Gott spekulieren will, der schaue in die Krippen, hebe unten an und lerne erstlich erkennen der Jungfrau Maria Sohn, geboren zu Bethlehem, so der Mutter im Schoß lieget und säuget; darnach wird er fein lernen, wer Gott sei. Solches wird alsdann nicht schrecklich, sondern auf’s allerlieblichste und tröstlichste sein. Und hüte dich ja vor den hohen, fliegenden Gedanken, hinauf in den Himmel zu klettern ohne diese Leiter, nämlich des Herrn Christus in seiner Menschheit, wie ihn das Wort fein einfältig vorschreibt. Bei dem bleibe und laß dich die Vernunft nicht davon abführen. So ergreifest du Gott recht. Weil unser lieber Herr gelitten hat Frost, Hunger und Kummer, sonderlich aber ging’s elend und armselig zu, wie gesagt, da er auf Erden kam und geboren ward; da war weder Gefäß noch Stube, weder Kissen, Windeln noch Bettgewand; er mußte in einer Krippe liegen vor den Kühen und Ochsen: – so denn mein Vetter, ja auch mein Bruder, der König Himmels und der Erden und aller Kreaturen drinnen, so elend sich daher legt: pfui dein mal an, warum bin ich so stolz? Warum will ich so herrlich sein und gar nichts leiden? So der König der Ehren um meinetwillen so leidet, wer bin ich denn? Ist’s nicht wahr, ich bin ein armer Sünder und nicht wert, daß ich auf einer Hechel liegen sollte, liege dennoch da auf einem weichen Bette, da mein Herr auf dem harten Stroh und in der Krippe liegt.