Psalm 119, 124

Verfahre mit Deinem Knecht nach Deiner Gnade und lehre mich Deine Satzungen!
Psalm 119, 124

Hier bedeutet Gnade für unseren Psalmisten, dass ihm der Herr selber das Wort öffnet. Das zeugt von einem tiefen, geistlichen Verständnis.
Aber ohne Zweifel, Gnade heißt als Erstes Errettung von Sünde, Tod und ewigem Verderben. Diese gewaltige Erlösungstat des Vaters haben wir in keinster Weise verdient, und deshalb ist es ein Gnadenakt. Das deutsche Wort Gnade wird dieser Liebestat Gottes nicht ganz gerecht, und das ist vielleicht der Grund, weshalb es für Gnade so viele eindrückliche Synonyme gibt:

Absolution, Amnestie, Barmherzigkeit, Begnadigung, Entgegenkommen, Erbarmen, Freundlichkeit, Gunst, Güte, Huld, Kulanz, Liebenswürdigkeit, Milde, Nachsicht, Schonung, Straferlass, Straffreiheit, Vergebung, Verzeihung, Wohlwollen.

Nicht alle diese Worte haben die gleiche Ausdruckskraft; aber die Anzahl dieser Synonyme weist eindrücklich darauf hin, wie groß und herrlich das Gnadenwerk ist, welches Jesus Christus am Kreuz von Golgatha für uns bewirkt hat.
Aber nun lehrt uns unser Psalmist, dass es eine besondere Gnade ist, wenn der Vater im Himmel Seinen Erlösten das Wort öffnet. Und ist dies nicht – nach unserer Erlösung vom ewigen Tod – die zweitgrößte Gnade, welcher wir teilhaftig werden dürfen? Gibt es etwas Wichtigeres für Kinder Gottes, als dass sie in die Lage versetzt werden, das Wort ihres Herrn zu verstehen? Und genau darum bittet der Psalmist, wenn er sagt: „Verfahre mit Deinem Knecht nach Deiner Gnade und lehre mich Deine Satzungen!“
Wir sollten die Tatsache nicht unterschätzen, dass wir gerade in unserer Zeit diese Gnade mehr denn je benötigen; denn es geht nicht ohne die Hilfe unseres Herrn, wenn wir Sein Wort verstehen möchten. Wir werden gerade in unseren Tagen mit Sonderlehren überschwemmt. Der Hauptgrund dafür ist der, dass Menschen nicht mehr die Demut haben, den Herrn um die Gnade zu bitten, Er möge das Wort aufschließen. Und wie gerne möchte unser Herr gerade das tun! Am Ostersonntagabend, nachdem Er sich eingefunden hatte um mit Seinen Jüngern zu reden, ging es genau um diese Gnade! Wir lesen in Lukas 24, 45:

Hierauf erschloß Er ihnen den Sinn für das Verständnis der Schriften.

Lasst uns in keinem Gebet mehr versäumen, um diese Gnade zu bitten. Beten wir wie unser Psalmist: „Verfahre mit Deinem Knecht nach Deiner Gnade und lehre mich Deine Satzungen!“; oder wie er dieses Gebet am Anfang dieses Psalms gebetet hat:

Öffne mir die Augen, dass ich klar erkenne die Wunder in Deinem Gesetz.
Psalm 119, 18