Sieh her, ich liebe Deine Befehle: HERR, schenke mir neues Leben nach Deiner Gnade!
Psalm 119, 159
Wie in Vers 154 bedeutet der Ausdruck neues Leben auch hier Erquickung; oder wie die Elberfelder-Bibel es übersetzt – Belebung: „Sieh, dass ich Deine Vorschriften lieb habe; nach Deiner Güte, Herr, belebe mich!“ Der Psalmist erklärt dem Worte Gottes also seine Liebe und bittet gleichzeitig, dass der Herr ihn neu erquicken und beleben möchte.
Es ist immer eine Erquickung und ein Segen, dem Herrn und seinem wunderbaren Wort die Liebe zu erklären. Wem die Gemeinschaft mit seinem Heiland mittels des Wortes das Wichtigste ist in seinem Leben, der wird immer wieder neu gestärkt.
Hat die Heilige Schrift in unserem Leben einen zentralen Platz? Leider leben wir in einer Zeit, in welcher das Wort Gottes oft vernachlässigt wird. Zum einen liegt es am Überangebot von Büchern und Schriften. Selbstverständlich ist es nützlich, ein gutes christliches Buch zu lesen; wo man aber lieber Andachtsbücher und christliche Titel liest als die Bibel selbst, da liegt etwas im Argen. Und es ist leider so, dass heute mehr Bücher über die Bibel gelesen werden als die Bibel selbst.
Gottes Wort wird auch deshalb vernachlässigt, weil es für viele ein Buch mit sieben Siegeln ist. Ich gebe zu, dass es tatsächlich Kapital – ja ganze Bücher – in der Heiligen Schrift gibt, die schwer zu lesen und zu verstehen sind. Warum nehmen wir hier nicht die Haltung von Martin Luther ein? Er hatte es mit einigen Büchern in der Heiligen Schrift nicht so leicht; er verstand deren Botschaft nicht immer. Aber dies fand keinen Niederschlag in seiner Übersetzung. Er hatte so eine Ehrfurcht und auch Liebe zu Gottes Wort, dass er jeden Satz, ja jedes Wort in großer Treue wiedergab. Auch der Bibelübersetzer Hermann Menge ging so um mit Gottes Wort. Er schrieb z.B. im Vorwort zu seiner Bibel: „Ich habe mir zunächst immerdar die Mahnung Luthers zu Herzen genommen: Das Wort sollen sie lassen stahn!“ Und unter diesem Grundsatz übersetzte er in großer Genauigkeit und Liebe das Wort Gottes.
Wir sollten bedenken, dass wir Gott nicht erklären können; seine Gedanken sind viel höher als unsere Gedanken! Und deshalb gibt es in der Heiligen Schrift Texte, die für uns nicht so einfach zu lesen und zu verstehen sind. Sollte das uns aber abhalten, dem ewigen Worte Gottes immer wieder neu unsere Liebe zu erklären? Keineswegs! Im Gegenteil: Je mehr wir es tun, desto mehr werden wir erquickt und neu belebt!

