Lass mein lautes Flehen zu Dir dringen, o HERR; verleih mir Verständnis für Dein Wort.
Psalm 119, 169
Wir dürfen in unseren Gebeten flehen – oder wie andere Übersetzungen es sagen – schreien. Kennen wir diese Art des Betens noch? Auch wenn hier über lautes Flehen die Rede ist, hat ein solches Beten nicht immer mit hörbaren oder laut ausgesprochenen Worten zu tun. Es geht vielmehr um das Schreien und Seufzen des Herzens. Denken wir an Hanna, die den Herrn leidenschaftlich anrief, ohne dabei laute Worte zu machen:
In tiefer Bekümmernis und unter vielen Tränen betete sie zum HERRN. ‒ Hanna aber redete in ihrem Herzen; nur ihre Lippen bewegten sich, aber ihre Stimme wurde nicht gehört.
1. Samuel 1, 10+13
Welch ein Vorrecht, dass wir nicht laute Worte machen müssen, um gehört zu werden; sondern dass unser Herr, sobald Er den Schrei unseres Herzens hört, sich zu uns herunterbeugt:
Der HERR ist nahe den zerbrochenen Herzen, hilft denen, die zerschlagenen Geistes sind.
Psalm 34, 19
Solch inbrünstige Gebete haben Kraft. Jakobus schreibt:
Das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel.
Jakobus 5, 16
Wenn wir nun das Anliegen sehen, welches unser Psalmist mit lautem Flehen vor seinen Gott bringt, dann beeindruckt uns das sehr. Er bittet nicht um irgendetwas, sondern um Verständnis für das Wort: „O HERR; verleih mir Verständnis für Dein Wort“! Welch ein gewaltiges Gebetsanliegen! Was ein solches Beten bedeutet und auch bewirkt, zeigt uns der Prophet Daniel. Als er einst ein Wort aus dem Propheten Jeremia las und dieses nicht verstand, bewegte er es in flehentlichem Gebet vor dem Herrn:
Im ersten Jahre des Darius, des Sohnes Ahasveros … merkte ich, Daniel, in den Schriften auf die Zahl der Jahre, während welcher nach dem Worte des HERRN an den Propheten Jeremia Jerusalem in Trümmern liegen sollte, nämlich siebzig Jahre. Und ich wandte mein Angesicht zu Gott, dem Herrn, um Ihn zu suchen mit Gebet und Flehen, mit Fasten im Sack und in der Asche.
Daniel 9, 1-3
Daniel flehte wie unser Psalmist um Verständnis für das Wort. Und was war die Folge? Er wurde wunderbar erhört! Es heißt in Daniel 9, 21-23:
Während ich noch mein Gebet sprach, flog eilends daher der Mann Gabriel … Und er unterwies mich und redete mit mir und sprach: Daniel, jetzt bin ich ausgegangen, dir den Verstand zu erleuchten! Als du anfingst zu beten, erging ein Wort, und ich bin gekommen, es dir anzuzeigen.
Es gibt manche Aussage im Worte Gottes, die wir nicht immer sofort verstehen. Dann sollten wir – wie unser Psalmist und wie Daniel – unser Herz aufheben zum Herrn und Ihn flehentlich um Verständnis für Sein Wort bitten. Dem flehentlich Bittenden wird vieles durch den Geist Gottes offenbart. Lasst uns dieses Gnadenmittel noch viel mehr benützen.




