Psalm 119, 65

Du hast Deinem Knechte wohlgetan, o HERR, nach Deinem Wort.
Psalm 119, 65

Im vorherigen Vers 64 hören wir den Psalmisten sagen: „HERR, die Erde ist voll Deiner Gnade“. In unserem heutigen Vers wird er persönlicher und bezeugt: „Du hast Deinem Knechte (mir!) wohlgetan“. Es ist durchaus gut und sogar notwendig, dass wir eine Sicht haben für eine ganze Welt. Wir müssen – was die Güte, Gnade und Liebe unseres Gottes betrifft – global denken. Immerhin hat auch Paulus klar gelehrt:

Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
1. Timotheus 2, 4

Es geht also nicht nur um mich, meine Familie und meine nächsten Freunde, sondern um eine ganze – immer noch verlorene – Welt.
Anderseits ist es nicht ungefährlich, wenn wir zu viel global denken, wenn wir zu viel mit unseren Gedanken und unseren Gebeten in der ganzen Welt herumschwirren. Es gibt Reichsgottesarbeiter, die unermüdlich im Einsatz sind, die Welt bereisen und nie zur Ruhe kommen. Aber ihr eigenes Herz ist dabei oft leer, kalt und einsam. Warum? Weil sie vor lauter Aktivitäten keine Zeit haben, auf das Reden ihres Herrn zu hören.
Der Herr möchte gerne auch Ihr Herz jeden Tag erreichen, aber häufig ist die Türe verschlossen und trägt die Aufschrift: „Bin sehr beschäftigt, bitte nicht stören.“
Vielleicht müssen wir in diesem Sinne Gottes Anklage wider Israel verstehen:

Ich hasse, Ich verachte eure Feste und mag eure Festversammlungen nicht riechen! Wenn ihr Mir gleich euer Brandopfer und Speisopfer darbringt, so habe Ich kein Wohlgefallen daran, und eure Dankopfer von Mastkälbern schaue Ich gar nicht an. Tue nur weg von Mir das Geplärr deiner Lieder, und dein Harfenspiel mag Ich gar nicht hören!
Amos 5, 21-23

Weshalb so drastische Worte? Unser Herr lässt es uns wissen durch Hosea:

Denn an Liebe habe Ich Wohlgefallen und nicht am Opfer, an der Gotteserkenntnis mehr als an Brandopfern. Hosea 6, 6

Allem Anschein nach hatte unser Psalmist dieses Anliegen verstanden; denn seine Worte – „Du hast Deinem Knechte (mir!) wohlgetan, o HERR“ – sagen es deutlich: Meine Verbindung zu meinem Herrn ist persönlich, innig und beruht auf gegenseitige Liebe und Zuneigung.