Psalm 119, 93

Niemals will ich Deine Befehle vergessen, denn durch sie hast Du mich neu belebt.
Psalm 119, 93

Weil das Wort des Herrn den Psalmisten belebt hat, will er seinerseits dieses Wort nie mehr vergessen. Dabei spricht er über Befehle: „Niemals will ich Deine Befehle vergessen“. Obwohl der Ausdruck Befehle hier ein Synonym für das Wort Gottes ist – im ganzen Psalm 119 stoßen wir auf solche Synonyme – ist es doch bezeichnend, dass der Psalmschreiber es benützt. Ist es nicht so, dass wir uns naturgemäß gegen alles wehren, was auch nur den Anschein von einem Befehl oder einem Gebot hat? Natürlich sind wir gehorsam, wenn jemand, der über uns steht, uns einen Befehl erteilt; aber nicht immer geschieht das mit freudigem und willigem Herzen.
Unter den Synonymen für das Wort Gottes finden wir in Psalm 119 auch die Ausdrücke Verheißung oder verheißen; und zwar 19-mal. Es wäre sicher nicht verkehrt gewesen, wenn unser Psalmist diesen Ausdruck benützt hätte; seine Aussage würde dann so lauten: „Niemals will ich Deine Verheißungen vergessen, denn durch sie hast Du mich neu belebt“. Aber – unser Psalmist spricht nicht über Verheißungen, sondern über Befehle.
Es sollte uns allen – wie unserem Psalmisten – gelegen sein, die Befehle unseres Herrn, Seine Gebote, nicht zu vergessen. Denn immerhin waren sie es, die ihn belebt hatten. Warum sind Befehle des Herrn belebend? Weil sie – falls wir sie annehmen und darauf eingehen – eine reinigende und wiederherstellende Kraft haben. Im Hebräerbrief lesen wir:

Denn lebendig (= voller Leben) ist das Wort Gottes und wirkungskräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert: es dringt hindurch, bis es Seele und Geist, Gelenke und Mark scheidet, und ist ein Richter über die Regungen und Gedanken des Herzens.
Hebräer 4, 12

Solch gewaltige und durchdringende Veränderungen vermögen die Befehle des Herrn in einem willigen und demütigen Menschenherzen zu verrichten. Deshalb wohl dem Menschen, dessen tägliches Zeugnis lautet: „Niemals will ich Deine Befehle vergessen!“
Nicht zuletzt sollten wir bedenken, dass das Beachten der Befehle des Herrn sehr mit dem ewigen
Leben verknüpft ist:

Nicht alle, die Herr, Herr zu Mir sagen – erklärt unser Herr -, werden darum schon ins Himmelreich eingehen, sondern nur, wer den Willen Meines himmlischen Vaters tut.
Matthäus 7, 21