Naher Osten. Glühende Mittagshitze. In der staubigen Hand eines Archäologen liegt ein unscheinbares, zerbrochenes Stück Ton. Jahrhunderte hat es im Sand gelegen. Doch was dieser kleine Fund dem fachkundigen Experten erzählt, reicht tiefer als jede Wüste. Es ist wie ein Schatz.
In der Antike waren Gefäße aus Ton allgegenwärtig. Sie hielten Wasser kühl, lagerten Öl und Getreide, bewahrten wertvolle Salben oder wichtige Schriftrollen. Doch eines hatten sie gemeinsam – sie waren zerbrechlich. Ein Stoß, ein Sturz, und sie zerbarsten.
Und doch, manchmal waren gerade diese Tongefäße das Zuhause für etwas unschätzbar Wertvolles: 1947, am Westufer des Toten Meeres, stießen Beduinen auf Krüge, in denen über 2.000 Jahre alte Bibeltexte lagen – die Qumranrollen. Neben Bibeltexten enthielten sie auch Rollen mit Regeln, Hymnen und Community-Regeln der Qumran-Sekte, mit tiefen Einblicken in das jüdische Leben zur Zeit Jesu.
Die Zeit nach dem 2.Weltkrieg wurde geprägt von Trauma, Orientierungslosigkeit, Technikgläubigkeit und spiritueller Suche. Kirchen verloren an Glaubwürdigkeit, weil sich viele Christen von Kriegspropaganda und Nationalismus haben einfangen lassen. Dazu kam noch, dass sich damals viele fragten, ob die Bibel wirklich historisch zuverlässig sei? Daher war der Fund der Qumranrollen ein Jackpot für die Wissenschaftler. Jahrhunderte sicher verwahrt in Ton, blieben sie unangetastet, bis ihre Zeit gekommen war.
Der Apostel Paulus greift genau dieses Bild vom Tonkrug auf, wenn er schreibt: „Diesen Schatz tragen wir aber in zerbrechlichen Tongefäßen.“ (2.Korinther 4, 7) Paulus spricht nicht von Archäologie, sondern von uns. Von Menschen, die äußerlich schwach und verletzlich sind, aber etwas in sich tragen, das den Lauf der Welt verändern kann.
Der griechische Originaltext sagt ungefähr „Wir besitzen diesen Schatz in Gefäßen aus Ton“. Der „Schatz“ ist nach dem unmittelbaren Kontext (2. Korinther 4, 6) das Evangelium von der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi. Die „irdischen Gefäße“ sind ein Bild für unsere menschliche Natur – vergänglich, leicht zu beschädigen, nicht unendlich belastbar. Paulus betont bewusst den Kontrast: Die überfließende Kraft kommt von Gott, nicht von uns.
Gott erwählt das Schwache, um das Starke zu beschämen (1.Korinther 1, 27), und er selbst hat bewusst in Jesus die „irdene Gestalt“ eines Menschen angenommen (Philipper 2, 7), um das Heil zu bringen. Nun wohnt er durch den Heiligen Geist in uns (Kolosser 1, 27) – in Gefäßen, die zwar brüchig sind, aber einen Schatz tragen, den nichts zerstören kann.
Augustinus schrieb dazu: „Nicht das Gefäß, sondern der Schatz darin ist kostbar“. Martin Luther griff das auf und schrieb dazu: „Ein elender, schwacher Mensch soll Gottes Kraft und Wort tragen, dass es allen Teufeln trotzt.“
Der Vers erinnert uns: Wir Menschen sind wie Tontöpfe – nicht besonders stark, leicht zu beschädigen und oft auch nicht besonders schön. Aber Gott hat in uns etwas Kostbares hineingelegt: sich selbst, durch Jesus Christus. Das ist wie ein unzerstörbarer Schatz, der in einem zerbrechlichen Gefäß liegt.
Der Teufel und das Böse wissen das – und deshalb versuchen sie alles, um uns kaputtzumachen, zu entmutigen oder zu manipulieren oder uns orientierungslos zu machen. Sie nutzen unsere Schwächen, unsere Sorgen, unsere Verletzlichkeit aus.
Manchmal lässt Gott zu, dass wir in enge, schwierige Situationen kommen, in denen wir keinen Ausweg sehen. Er lässt Krankheiten, Schmerzen und Leiden zu. Das ist nicht, weil er uns zerstören will, sondern damit wir erleben: Selbst wenn wir schwach und unsicher sind, ist seine Kraft in uns stärker als jede finstere Macht.
Vielleicht fühlst du dich klein, schwach oder leicht zu beeinflussen. Dein Körper ist nur das Gefäß – und ja, dieses Gefäß ist irdisch, zerbrechlich und veränderbar. Doch der Schatz in dir ist ewig und unverlierbar. Keine Macht der Welt kann ihn dir nehmen, weil Jesus selbst in dir lebt. Halte daran fest – du bist sicher in seiner Hand.
Ein Schatz im Tongefäß bleibt nicht dafür bestimmt, ewig im Dunkeln zu liegen. Er soll sichtbar werden. Wenn Gott in dir lebt, dann hat er dich nicht nur bewahrt, sondern auch berufen. Die Frage ist: Lässt du zu, dass sein Licht durch deine Risse scheint – oder versuchst du, jede Schwachstelle zu verstecken?
Paulus macht deutlich: Die Welt soll sehen, dass Gottes Kraft nicht aus uns kommt. Deine Zerbrechlichkeit ist keine Schande, sie ist eine Einladung an Gott, sich in deinem Leben zu zeigen.
Was sehen andere, wenn sie dich erleben? Nur das Gefäß – oder schon den Schatz?
Vielen Dank fürs Lesen!
Dein Peter
Diesen Schatz tragen wir aber in zerbrechlichen Tongefäßen, wie wir es sind…
2.Korinther 4, 7