Die Luft im Saal ist stickig. Paulus versucht ruhig zu sein. Die Augen sind klar. Der Rücken aufrecht. Doch was da gerade über ihn gesagt wird, ist kaum zu fassen. Lüge und keine Wahrheit. Nicht in einem dunklen Hinterzimmer – sondern öffentlich, vor dem römischen Statthalter in Cäsarea. Und zwar so, dass es alle hören und verbreiten können. Ein glänzend formulierter Anklagepunkt nach dem anderen wird gut vorbereitet vorgetragen. Nicht von einem römischen Gegner. Nicht von einem wildgewordenen Mob. Sondern von den religiösen Autoritäten seines eigenen Volkes – unterstützt von einem redegewandten Anwalt namens Tertullus. Dazu sind noch viele Juden extra nach Cäsarea mitgereist, um ihren Teil dazu beizutragen, damit Paulus auch ganz sicher verurteilt wird.
Und die Vorwürfe? Gezielt, kalkuliert, hinterhältig:
Wir haben nämlich festgestellt, dass dieser Mann hier gefährlich ist wie die Pest: Er stiftet die Juden in der ganzen Welt zum Aufruhr an und ist der führende Kopf der Nazarener-Sekte
Apostelgeschichte 24, 5
Was für ein Satz! Einer, der zündet. Einer, der genau die Knöpfe drückt, die die Mächtigen und das Volk hören wollen. Aufruhr. Unruhe. Systembedrohung.
Ein typischer Trick: Man weiß, was die Obrigkeit oder das Volk nicht gebrauchen können – und genau das schiebt man Paulus in die Schuhe. Obwohl er keinen Mob geführt, keine Gewalt angestiftet und niemanden bedroht hat. Obwohl er das Gesetz geachtet und selbst auf geltendes Recht hingewiesen hat, werden Lügen über ihn verbreitet, die sich wie Wahrheit anfühlen. Und es gibt immer genug Menschen, die ohne zu prüfen das glauben, was sie gerne glauben würden.
Dabei hat Paulus einfach nur das Evangelium, die frohe Botschaft, von Jesus Christus verkündet. Doch gerade das ist für viele ein Problem.
Denn wer das Evangelium ernst nimmt, stellt Fragen. Wer Christus nachfolgt, passt sich nicht jedem System an. Und wer im Licht Gottes steht, wird unweigerlich zum Stachel in der bequemen Haut derer, die sich selbst genügen.
Die Strategie der damaligen religiösen Elite ist so alt wie wirkungsvoll: Man verleumdet die Wahrheit, weil man ihre Konsequenzen fürchtet. Es würde nämlich sonst dazu führen, dass man etwas im eigenen Leben oder im System ändern müsste.
Die Anführer damals wussten, übrigens gilt das auch für heute: Wenn Menschen der Wahrheit glauben, hören sie auf, blind Befehlen zu folgen. Dann verlieren sie ihren Einfluss. Deshalb erklärten sie das Evangelium zur „Gefahr“. So kann man seine Kraft neutralisieren, ohne sich selbst ändern zu müssen. Und wenn das nicht funktioniert, dann bietet man verschiedene „Wahrheiten“ an, damit kein klarer Blick mehr möglich ist.
Manche Christen verwechseln ihre eigenen Vorlieben und moralischen Vorstellungen mit dem „unbequemen Evangelium“. Doch Gottes Maßstäbe sind keine menschlichen Maßstäbe!
Unbequem ist das Evangelium nicht, weil es unsere persönlichen Meinungen bestätigt, sondern weil es das Böse entlarvt. Es stört die Komfortzone von Reichen, Mächtigen und Manipulierern. Wer unbestechlich lebt, weckt Verdacht. Wer ehrlich bleibt, wird zum Problem für die, die alles verdrehen. Und wer Licht bringt, macht sichtbar, was andere im Dunkeln halten wollen.
Das Evangelium kuschelt sich nicht neben das Böse und versucht sich damit zu arrangieren – es stellt sich ihm in den Weg. Es ruft uns zur Selbstprüfung und provoziert damit Widerstand: gegen das Reich der Lüge, gegen das Geschäft mit der Angst, gegen den Kult um das eigene Ich.
Genau davon sprach Jesus, als er sagte, es werde Streit um seines Namens willen geben. Er versprach keinen Wohlfühlfrieden, sondern rechnete mit Widerstand, Aufruhr und Spannungen. Denn das Evangelium dringt mitten ins Herz der Finsternis – dahin, wo der Teufel ungestört bleiben will. Und wo Menschen anfangen, ehrlich über Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Wahrheit, Schuld und Vergebung zu sprechen, bleibt nichts, wie es war.
Jesus zwingt niemanden. Er lädt ein. Er verändert von innen – durch Liebe, nicht durch Zwang. Doch wer wirklich für das Gute lebt, weil ihn der Glaube antreibt, wird bald merken: Nicht jeder will das.
Das Evangelium bringt manchmal echt Wirbel – aber auch den einzigen Frieden, der wirklich hält. Wenn du dich an Jesus hältst, bist du nicht allein. Er geht mit dir, egal wie stürmisch es wird, und sein Licht ist stärker als jede Dunkelheit.
Vielen Dank fürs Lesen!
Dein Peter
Wir haben nämlich festgestellt, dass dieser Mann hier gefährlich ist wie die Pest: Er stiftet die Juden in der ganzen Welt zum Aufruhr an und ist der führende Kopf der Nazarener-Sekte.
Apostelgeschichte 24, 5