Heiligenschein-Filter an, Problem gelöst? Leider nein. Aber auch kein „Game-Over“ nach dem Fehltritt. „Gottes Güte und Ernst“ bedeutet: Du bist wirklich geliebt – und wirst ernsthaft zurückgerufen, bevor du an der Klippe Selfies machst. Das ist Gnade mit Rückgrat.
Römer 11, 22 sagt sinngemäß: Schau genau hin — auf Gottes Güte und auf seinen Ernst. Güte erfährst du, wenn du in seiner Güte bleibst; Ernst begegnet denen, die sich von ihm lösen.
Sei weder überheblich fromm noch hoffnungslos niedergeschlagen. Wer sich auf seine eigene Frömmigkeit verlässt, steht vor Gott nicht besser da — „Werkheiliger“ sein rettet nicht. Aber auch wer wie König David schwer schuldig wurde oder wie der Verbrecher am Kreuz am Ende seiner Kräfte ist, soll nicht verzweifeln, als wäre alles verloren. Der Weg dazwischen ist der richtige: bleib wach, meide die Sünde, halte dich an Gott.
Nochmal anders, falls das gerade nicht verstanden wurde: Du punktest bei Gott nicht, weil du „braver“ wirkst als andere. Dieses „Ich bin doch voll korrekt“-Ding rettet niemanden. Aber auch wer’s richtig verbockt hat, ist nicht abgeschrieben. Kein Mensch ist für Gott ein hoffnungsloser Fall. Der Mittelweg heißt, realistisch über dich denken, Verantwortung übernehmen, neu anfangen.
Gott verspricht echtes Vergeben – unverdiente Liebe, zweite Chance. Er verspricht aber nicht, dass du nach einem bewusst gewählten Absturz jederzeit easy zurückfindest. In der Bibel gibt’s Beispiele von Leuten, die nicht zurückkamen. Z.B. König Saul oder Judas – zwei Menschen, die an Stolz bzw. Verzweiflung zerbrachen.
Darum hab Respekt vor Gott. Er stellt sich sowohl gegen die aufgepumpte Selbstgerechtigkeit als auch gegen die „Ich bin verloren“-Spirale.
Gnade ist Geschenk – kein Button, den man nach Lust drückt. Nimm sie dankbar an, spiel nicht damit.
Zwei Fallen warten immer auf uns: die fromme Überheblichkeit und die dunkle Verzweiflung. Die eine klingt so: „Ich spende, poste die richtigen Statements, also passt’s mit Gott.“ Sorry, dein Selbstbild ist kein Rettungsring. Die andere klingt so: „Ich hab’s komplett versemmelt, Gott hat mich abgeschrieben.“ Ebenfalls falsch! Seine Güte ruft dich zurück – sie schiebt dich nicht weg.
Stell dir Gott nicht wie eine App vor: kein Dauer-Like, kein gnadenloser Block. Die Bibel spricht von Güte und Ernst. Beide Begriffe kommen im ursprünglichen Bibeltext in alter griechischer Sprache vor: „echte Freundlichkeit“ wurde von Martin Luther mit „Güte“ übersetzt und „scharfes Abschneiden“ mit „Ernst“. Beides zusammen ist wie freundliche Einladung plus klare Leitplanke am Abgrund: Du sollst kommen – und du sollst nicht über die Kante gehen.
„Ich leb’ jetzt, beichte später“ ist die nächste Selbsttäuschung. Das ist, als würdest du mit blinkender Reservelampe weiterballern und hoffen, die Tanke teleportiert sich zu dir. Gott hat Vergebung versprochen – nicht ein Abo auf späte Reue. Absichtlich gegen die Wand fahren macht die Rückkehr nicht leichter.
Vergebung gibt es nur, wenn du es ehrlich meinst. Aber ehrlich meinen bedeutet, du willst etwas ändern, damit du es nicht wieder tust. Wenn es dir egal ist, dann hat die Vergebung keinen Wert und du kannst nicht gerettet werden.
Auch im großen Bild kennen wir die zwei Auswege: Zynismus („alles egal“) oder moralische Selbstüberhöhung („wir sind die Guten“). Jesus zeigt einen dritten Weg: demütige Verantwortung statt Pose, klare Grenzen statt Beliebigkeit, ein barmherziges Herz statt kalter Härte. Kurz: keine Show, sondern Charakter.
Wenn du also zwischen Heiligenschein-Filter und Game-Over-Schirm schwankst: Atme durch. Komm zurück. Nimm die Güte an, nimm den Ernst ernst – und geh den Mittelweg, der dich und andere schützt.
Gnade ist kein Joker, den man beliebig ausspielt, und Gottes Ernst ist kein Game-Over-Screen. Es ist eher wie mit einem guten Trainer: Er glaubt an dich, ruft dich aufs Feld zurück — und pfeift ein Foul, bevor du dich und andere verletzt.
Wenn dich Schuld niederdrückt: Gottes Güte ist größer und ruft dich heim. Wenn dich Selbstgerechtigkeit aufbläht: Gottes Ernst bringt dich heilsam auf den Boden. Halte dich an Christus, bleib in seiner Güte, meide die Nähe zur Klippe. So wächst ein Glaube mit Rückgrat: demütig, froh, verlässlich — und genau das braucht unsere Zeit.
Vielen Dank fürs Lesen!
Dein Peter
Du siehst hier also die Güte und die Strenge Gottes: Seine Strenge gilt denen, die sich von ihm abgewandt haben, aber seine Güte gilt dir, sofern du dich auf seine Güte verlässt; sonst wirst auch du herausgeschnitten werden.
Römer 11, 22