Legt die Lüge ab und redet die Wahrheit.

Epheser 4, Vers 25

In unserem Bundesland gibt es die “Süddeutsche Plakatmission”, die auch ein
Plakat mit eben diesem Text vorhält, das es auch im Postkartenformat gibt.

Wie ich hörte wurden diese Postkarten vor einigen Jahren allen Bundestagsabgeordneten geschickt. Und mal ehrlich: Lügen die Politiker
nicht pausenlos?, immer dann wenn sie den Mund auftun, wobei auch
halbe Wahrheiten ganze Lügen sind.

Und manchmal kommt mir der “unchristliche Gedanke”, dass jedem Politiker,
schon am Morgen, rein präventiv, “eins rechts und links in die Gosch reingehauen gehört, als Vorschuss auf die Lügen, die er im Verlauf des weiteren Tages von sich geben wird”.

Nun ist der heutige Bibelvers aber nicht an die Politiker, sondern an die Gemeinde in Ephesus, also an Christen gerichtet, weshalb der Vers auch
vollständig so lautet:

“Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind.”

Demnach muss es damals so gewesen sein, dass gerade die Christen
diese Ermahnung nötig hatten. Und wie sieht das bei uns aus? Diese Frage
mag jeder für sich selbst beantworten.

Im Übrigen hat jedes Land die Politiker, die es verdient. Insoweit sind die
Politiker ein Spiegelbild der Gesellschaft, und da wird vielerorts Ehrlichkeit
mit Dummheit gleichgesetzt. Als clever gilt, wer frech lügt und Leitspruch ist:

“Übst immer Treu und Redlichkeit bringst du’s im Leben niemals weit.”

Und erwiesenermaßen ist es so, dass den frechsten Lügen, überzeugend
vorgetragen, am meisten geglaubt wird. Das wurde durch viele Experimente
bewiesen.

Und seit jeher gilt:

“Mundus vult decipi. Ergo decipiatur!” (Die Welt will betrogen sei, darum sei sie
betrogen!)

Und mal ehrlich: Wollen wir überhaupt die Wahrheit wissen? Besonders wenn sie unangenehm ist. Und wer es mit der Wahrheit zu genau nimmt, läuft
Gefahr als “Panikmacher” abgekanzelt zu werden, der durch sein Gerede, das
Unheil erst herbeiredet, und da ist sogar etwas Wahres dran.

Deshalb als Kompromiss: Sag immer die Wahrheit aber nicht alles was wahr ist.

Da haben wir als Christen einen schweren Stand. Denn wir sollen uns ja gerade nicht mit der Welt gleichstellen, sondern wahrhaftig sein, weil nämlich auch gilt, “Lügen kurze Beine haben”, und sich die Wahrheit am Ende
doch immer wieder Bahn bricht.

Wenn wir vor Reinfällen, Blamagen und Niederlagen verschont bleiben wollen, lebt es sich mit der Wahrheit langfristig besser.

Aber der Geist Gottes muss uns zeigen, wann der Zeitpunkt gekommen ist,
an dem die Wahrheit ertragen wird und wo es notwendig ist, diese zu sagen und wann es besser ist, zu schweigen. Auch hier spielt die Liebe eine
entscheidende Rolle. Die Wahrheit muss in der Liebe Christi gesagt werden,
wenn sie zur Wirkung kommen soll.

Und vor allem muss der Geist Gottes uns selbst Herz und Verstand öffnen, damit wir selbst für die Wahrheit offen sind – auch für die Wahrheiten, die uns selbst wehtun.

Jörgen Bauer

Unterstützen Sie bitte diese Arbeit mit Ihrer Spende: Spendenkonto
Impressum | Datenschutzhinweis