Meine Zeit steht in deinen Händen.

Psalm 31, Vers 16

In dem aufschlussreichen Buch, auf das ich gestern Bezug nahm – Titel
“Ziel und Ende” – geht es auch um die Zeit. Beim Befassen mit dem Thema bin
ich auf sehr interessante Schlussfolgerungen gestoßen.

Wir gehen ständig mit Begriffen wie “Zeitgeist” oder “zeitlich bedingt” um,
woraus dann geschlossen wird, dass manche Dinge aus der “damaligen Zeit”
heraus verstanden werden müssen und deshalb “überholt” und nicht mehr
“gültig” sind. Wir alle kennen diese Argumente.

Aber was ist von diesen zu halten?

Bei wirklichen oder auch nur vermeintlichen Problemen mit der Zeit ist zu
fragen, wer der Herr der Zeit ist. Mit anderen Worten: Steht Gott als
Schöpfer der Zeit über der Zeit oder ist er den zeitlichen Abläufen, wie wir
sie kennen, unterworfen?

Weil Gott der Schöpfer und Herr der Zeit ist, steht er über der Zeit, dann ist Gottes Reden und Tun von zeitloser Bedeutung, weshalb Aussagen wie “überholt”, “zeitlich bedingt” usw. gegenstands- und bedeutungslos werden.

Der Autor führt das sehr schön am Schöpfungsbericht der Bibel aus, den wir
entsprechend unserem geozentrischen Zeitverständnis verstehen und das sind
dann sechs Tage zu je 24 Stunden. Und das ist falsch, weil wir unsere Zeitvorstellung, denen astronomische Abläufe zugrunde liegen, auf das Schöpfungswerk Gottes übertragen.

Weil Gott der Schöpfer der Zeit ist, ist es falsch, die von Gott geschaffene Zeit und daraus resulierend unsere astronomisch bedingten Zeitmaße als Maßstab über Gott zu stellen, womit Gott zeitlichen Zwängen unterworfen und damit unter die Zeit gestellt wird.

Und genau das gibt der hebräische Urtext, dem ein anderes Zahlensystem zugrunde liegt, nicht her. Man versteht den Text besser, wenn man davon
ausgeht, dass Gott die Zeit schafft und dass durch Gottes Schaffen sechs bzw. sieben Tage werden, die unserer Woche zugrunde liegen.

Weil Gott der Herr der Zeit ist, diese in Händen hat und dieser damit nicht unterliegt, sollte dies bei allen biblischen Zeitangaben und Zeitbegriffen bedacht werden.

Auch unsere Zeit, einschließlich unserer persönlichen Zeit, hat Gott in der Hand. Deshalb darf die Zeit nicht zu unserem Götzen werden, was bei der
Diktatur von Terminen und Terminkalendern zu bedenken ist.

Die Zeit, über die wir verfügen, ist eine uns von Gott anvertraute Gabe.

Jörgen Bauer