Du sollst für dies Volk nicht bitten und sollst für sie weder Klage noch Gebet vorbringen, sie auch nicht vertreten vor mir; denn ich will dich nicht hören.

Jeremia 7, Vers 16

Wenn unter Atheisten und Gottesleugnern Beten unerwünscht ist und als
deplatziert und störend empfunden wird, ist dies nicht verwunderlich,
sondern eher der “Normalzustand”.

Wenn aber Gott so etwas sagt, dann ist das höchst verwunderlich und alles
andere als der Normalzustand. Denn werden wir im Wort Gottes nicht gerade
zum Gebet und zur Fürbitte aufgefordert? Wie kann Gott dann so etwas sagen?

Aber Gott ist auch hier für eine Überraschung gut. ER lässt sich in kein
Schema pressen. Er ist absolut frei und kann völlig anders, als wir es erwarten, handeln.

Wenn Gott allerdings so etwas, wie hier zu Jeremia, sagt, dann ist ein Zustand
des “zu spät” erreicht. Dann ist das Gericht Gottes nicht mehr aufzuhalten.
Dann ist der Punkt erreicht, an dem die Sünde so überhand genommen hat,
dass sich Gott zurückzieht und sogar sein Volk seinem Schicksal überlässt.

Weil die Aussagen des göttlichen Wortes zeitlos gültig sind, fragt es sich,
wie es um unser Volk bestellt ist. Können wir, bei all dem, was bei uns abgeht
für unser Volk und Land noch so beten, dass uns Gott erhört?

Zu Zeiten Jeremias war es keinesfalls so, dass man sich in offensichtlich gröblicher Weise, “unfromm” gab. Ganz im Gegenteil, es wurden “schöne
Gottesdienste” gefeiert und es wurde angenehm gepredigt.

Aber man nahm Gott nicht wirklich ernst, sondern hing sich an andere Götter.

Ich habe erst letztlich wieder denken müssen:

Es gäbe genügend Probleme, die geregelt werden müssten. Doch nichts geschieht. Stattdessen beschäftigt man sich in den üblichen Talk- oder besser Klatsch- und Tratschrunden mit Dingen, die in der gleichen Qualität sind, wie die Frage, ob jemand der umsonst ein Fahrrad ausgeliehen bekam oder umsonst per Anhalter mitgenommen wurde einen vermögenswerten Vorteil hatte, für den die Steuern hinterzogen wurden.

Mit solchen Albernheiten könnte schnell Schluss sein, wenn es plötzlich und überraschend ganz anders käme und es um Sein oder Nichtsein ginge. So
wie es damals auch zu den Zeiten Jeremias geschah.

Der einst mächtigste Mann der Sowjetunion, Michael Gorbatschow, äußerste
sich schon vor Jahren in einer Rede in München dahingehend, dass wir an Silvester diesmal noch genügend Bratwürste und Eisbein haben – aber darüber wie es nächstes Jahr sein wird, sollten wir uns Gedanken machen. Auch wenn die Rede bereits am 10.12.2011 gehalten wurde, hat sich an deren Aktualität nichts geändert.

Nun bin ich kein Freund von Weltuntergangs- und Katastrophentheorien und
sonstigen Schwarzmalereien. Und Gott kann um derer Willen, die an Ihn glauben und treu zu Ihm und seinem Wort stehen, mit Gericht zurückhalten.

Aber wir sollten bedenken, dass Gott den Frieden wegnehmen kann und Ihm deshalb für seine Güte und all seine Bewahrung von Herzen danken und die
uns hoffentlich noch länger verbleibende Zeit zum zeugnishaften Leben und Weitergabe des Evangeliums nutzen.

Zwar kann uns trösten, dass Gott, auch nach seinem Gericht, wieder einen
Neuanfang schenkt. Aber sollten wir es darauf ankommen lassen, zumal wir
nicht wissen, wie lange Gott noch Neuanfänge ermöglichen wird?

Jörgen Bauer