Vom Werktisch zum Tisch des Herrn – wie wir fürs Abendmahl befähigt werden

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Als ich vor langer Zeit zum ersten Mal in einer Werkstatt stand, da brummte irgendwo eine große Maschine im Hintergrund. Wie ein Tier, das noch schlafen darf. Vor mir war die Werkbank. Holz, Stahl, Grate am Rand. Neben mir der Meister – keine große Ansprache, nur ein kurzer Blick. „Ruhige Hand. Pass gut auf. Frag, wenn was hakt.“
Wir begannen mit dem Einfachen: anreißen, feilen, prüfen. Nicht, weil mir nicht vertraut wurde oder ich mehr machen durfte, sondern um mir ein Gespür zu geben und mich an die größeren Aufgaben heranzuführen. Die Maschine war nicht das Ziel, sie war die Folge meines Lernfortschritts. Stunde um Stunde wurde aus Unsicherheit Routine. Als ich später an die große Maschine trat, war es kein Sprung ins Unbekannte mehr. Es war der nächste Schritt. Es war gewollt, dass ich mehr selbst machen sollte. Ich wurde nicht klein gehalten, ich wurde befähigt.

Ziel unseres Glaubens ist nicht Leistung, sondern Nähe. Gott immer tiefer erkennen und ihm näherkommen. Aus dieser Nähe wächst Freiheit – unabhängig von Ideologien, Meinungen, Launen des Lebens. Es ist wie beim Schwimmen: Am Anfang hält man sich fest. Mit jedem Zug wird das Wasser vertrauter, bis die Hilfen überflüssig werden. So ist Lernen im Glauben auch keine lästige oder unangenehme Angelegenheit, sondern der Weg in die Selbständigkeit. Wer Gott vertraut, wird mündig. Ruhig im Blick, frei im Herzen, getragen auch dann, wenn Wellen aufkommen.

Der äthiopische Hofbeamte war sich nicht zu schade, sich am Wegrand von Philippus fragen zu lassen: „Verstehst du denn, was du liest?“ (Apostelgeschichte 8, 30) und sich dann von ihm erklären zu lassen, was er da gerade gelesen hat. Der Hofbeamte weicht der Frage von Philippus nicht aus. Er bittet um Hilfe – und das Wort wird ihm aufgeschlossen. Diese Haltung prägt die Gemeinde Gottes. Luther griff dieses Prinzip auf und verlangte, dass zuerst sichergestellt werden muss, dass jemand das Abendmahl verstanden hat, bevor er es bekommt. Damit sollen Menschen nicht abgewertet oder schikaniert werden. Es geht nicht um Rituale, sondern um Achtung und Respekt vor dem, was Jesus uns beibringen wollte.

Das Abendmahl ist nach auch mehr nur ein als Symbol. „Für euch gegeben… für euch vergossen“ – Christi Leib und Blut werden im Zeichen von Brot und Wein real gereicht, zur Vergebung, Stärkung, Gemeinschaft. Darum ruft Paulus: „Der Mensch prüfe sich selbst“ (1. Korinther 11, 28). Diese Prüfung ist kein Angsttest, sondern ein Heilsdienst: Bin ich auf Christus ausgerichtet? Vertraue ich seiner Verheißung? Will ich mich von ihm korrigieren lassen? Das Hirtenamt dient diesem Schutz – nicht Gatekeeping, sondern Seelsorge. Und der Katechismus (Glaubensbekenntnis, Zehn Gebote, Vaterunser, Sakramente) ist das Handbuch, das Glauben verstehen lässt, damit Vertrauen wächst und Teilnahme aufbaut statt abnutzt.

Gott lädt nicht die Perfekten, sondern die Lernenden. Wer übt, gehört dazu. Darum frage mutig, bekenne ehrlich, empfange dankbar. Der Weg zum Tisch des Herrn ist kein Hindernisparcours, sondern eine Lernstraße – mit Christus als Ausbilder und Ziel zugleich.

Wenn Christus dich heute an seinen Tisch zum Abendmahl ruft: Was hält dich noch zurück – Unklarheit, Bequemlichkeit oder Angst vor Veränderung? Und wenn du das Abendmahl nimmst, tust du es mit Würde und Dankbarkeit für Kreuz, Tod, Auferstehung und Vergebung? Das regelmäßige Abendmahl erinnert uns daran, dass wir in Gemeinschaft mit Christus und den Mitgläubigen treten, auch wenn sie alle noch so verschieden sind. Es entsteht eine geistliche Einheit vor der unsichtbaren Welt, und die Gemeinde Christi wird lebendig. Daraus kommt die Kraft zur Versöhnung und um Gewohnheiten zu ändern.
Welche erkennbaren Spuren hinterlässt das Abendmahl bei dir?

Vielen Dank fürs Lesen!

Dein Peter


Verstehst du denn, was du liest?

Apostelgeschichte 8, 30