Christus zuerst – der Gegenentwurf

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In den letzten Jahren haben wir es oft und in verschiedenen Varianten gehört und gelesen: „Wir zuerst“. Klingt stark, klingt sicher. Und klingt gerechtfertigt und danach, dass man jetzt endlich wieder an die Reihe kommen möchte, weil man sich irgendwie ins Hintertreffen gesetzt sieht. Doch all das ist eine Stärke auf Pump. Sie lebt vom Vergleich, braucht Gegner und wählt den eigenen Bauch zur höchsten Instanz. Martin Luther nannte diesen Egoismus „Narren- und Kindertrotz“. Für Christen steht ein anderes Motto als Gegenentwurf, das leiser beginnt, aber länger trägt und tiefgründiger ist: Christus zuerst.

„Ob ihr auch leidet um der Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig … fürchtet euch nicht“ (1. Petrus 3, 14). Das ist kein Opferkult. Es ist ein Ruf zu echtem Mut: Gerechtigkeit suchen, auch wenn’s kostet. Christus nachfolgen, auch wenn’s unbequem wird. Und wenn es sogar das eigene „Ich zuerst“ ans Kreuz bringen kostet.
Nur zur Klarstellung: Mit Gerechtigkeit meint Petrus nicht das Durchkämpfen des eigenen Willens und eigener Vorstellungen, sondern das, was vor Gott richtig ist. Gottes Maßstab ist gemeint. Nicht unseren Stolz oder Egoismus, die die Menschen in den Abgrund reißen. Darum ist Leiden aus Rechthaberei oder dem Bewahren eines Wohlstands oder dem Bewahren einer bestimmten Kultur kein „Leiden für Christus“.

Echte Nachfolge sieht anders aus. Wer Nachfolge ernst meint, eckt an. Und zwar weil Gottes Reich nicht nach Geld, Herkunft, Macht, Herkunft oder Eigenvorteil sortiert. Das Kreuz zeigt, wie Gott handelt. Gott siegt durch hingebende Liebe, nicht durch Härte. Deshalb kostet Nachfolge manchmal Bequemlichkeit, Ansehen oder Vorteile. „Christus zuerst“ ordnet alles andere darunter – Politik, Wirtschaft, Soziales, Privates. Petrus sagt: Wer das tut, was vor Gott richtig ist, und deshalb Nachteile hat, ist trotzdem gesegnet.

Christlicher Mut hängt nicht an vergänglichen Dingen. Er klammert sich nicht an Heimat, Gesundheit, Ruf, Besitz oder sogar Familie – nicht, weil sie wertlos wären, sondern weil sie nicht Gottes Maßstab sind. „Christus zuerst“ heißt: Mein Herz vertraut ihm mehr als allem, was mir wichtig ist. Deutlich gesagt: Was mir wichtig ist und nicht mit Gottes Willen übereinstimmt, stellt Götzendienst dar. Christus allein ist Mut, der nüchtern und frei von Selbstdarstellung und Eigensucht ist. Er lebt aus der Hoffnung auf Gottes kommende Welt und schenkt schon jetzt Ruhe und Segen – auch mitten im Gegenwind.

Wie sieht Christus zuerst praktisch aus? Fang bei deinen Reflexen an. Wo führt „Ich zuerst“ heimlich Regie? Nation, Partei, Milieu, Kontostand, Likes? Leg diese Prioritäten Jesus hin und stell dir die unbequeme Frage: Würde ich dieselbe Haltung vertreten, wenn sie mich etwas kostet? Dann wird Gerechtigkeit konkret. Sie beginnt nicht in großen Reden, sondern im Kleinen: fair bezahlen, fair reden statt diffamieren, fair teilen – Zeit, Geld, Chancen. Gerade da, wo Menschen wenig Rückhalt haben, setzt du dich ein. Nicht nur für die, die dir nützen. Dazu braucht es Mut ohne Aggro. Standhaft ja, aber ohne Häme. „Fürchtet euch nicht“ heißt, keine Angst und Panik als Stilmittel einsetzen, keine Feindbilder als Treibstoff.
Und dann die Ordnung der Liebe. Politik, Wirtschaft, Soziales, Privates – alles wichtig, doch Christus ordnet bzw. ihm untergeordnet. Wenn Karriere mit dem Gewissen kollidiert, gewinnt das Gewissen. Wenn Parteitreue gegen Nächstenliebe steht, gewinnt die Liebe. Schließlich lerne zu unterscheiden, was du erleidest. Nicht jedes Lüftchen Gegenwind oder Verlust an gewohnter Lebenskultur ist Verfolgung. Christliches Leiden hat ein Gesicht: Treue zu Christus und Einsatz für Gerechtigkeit, die tatsächlich etwas kostet – Verzicht, Verlust, Unverständnis. Genau dort wird „Christus zuerst“ mehr als ein Slogan: Es wird das Rückgrat deines Alltags.

Die Welt ruft: „Zuerst wir!“ Das Evangelium ruft: Christus zuerst – und darum der Nächste. Dieser Ruf ist kein Rückzug, sondern Aufbruch. Er setzt Gerechtigkeit Gottes vor menschlicher Kurzsichtigkeit. Mut vor Selbstdarstellung, Wahrheit vor Taktik. Er macht frei von Angst vor Verlust, weil Christus unser Gewinn ist.
Du musst nicht laut werden, um standhaft zu sein. Du darfst – nach menschlicher Betrachtung – verlieren, ohne verloren zu gehen. Und wenn du heute zwischen Schlagzeilen und Slogans stehst, bete ganz einfach: „Herr Jesus Christus, ordne mein Herz. Zeige mir, wo ich gerecht handeln kann. Lass mich das Gute erkennen. Mach mich mutig – ohne Trotz. Christus zuerst.

Vielen Dank fürs Lesen!

Dein Peter


Wenn ihr aber trotzdem leiden müsst, weil ihr tut, was vor Gott recht ist, dann dürft ihr euch glücklich preisen. Habt also keine Angst und seid unbesorgt.

1.Petrus 3, 14