Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.

Hebräer 12, 1-2

Dieser Tage las ich in meinem Andachtsbuch von einem Autofahrer, der an einem Crash-Kurs teilnahm, in welchem ihm beigebracht wurde, wie man in Gefahrenlagen richtig reagiert.

Dabei wurde ihm eingeschärft, in keinem Fall auf die drohende Gefahr zu sehen, sondern den Blick daran vorbei, auf den möglichen Ausweg, zu richten, denn wer sich auf den Baum konzentriert, der ihm in die Quere zu kommen droht, wird zielsicher auf diesen prallen.

An diesem Punkte knüpfte der Schreiber der Andacht an, in dem er darauf verwies den Blick nicht auf die eigenen Schwächen und eigenes Versagen gerichtet zu halten, sondern den Blick, von sich weg, auf Jesus Christus zu richten. Die heutigen Verse beziehen sich auf den Glaubensweg der Christen, der das ganze Leben einschließt, weshalb hier nicht in Glaubens- und “sonstige” Wege getrennt werden kann.

Der heutige Vers 1 fordert dazu auf, alles abzulegen, was uns beschwert. Es wird hier von der Sünde gesprochen, die uns ständig umstrickt. Das weitgehendst außer Gebrauch gekommene Wort “Sünde”, das deshalb nichts an Aktualität verloren hat, meint alles, was uns von Gott trennt und damit (selbst)zerstörerisch wirkt.

Dieser Aufforderung zu folgen ist allerdings nicht immer einfach. Vieles belastet so sehr, dass es unmöglich scheint, den Blick davon abzuwenden. Aber genau das sollen wir tun. Der heutige Vers spricht hier von dem Kampf, der uns bestimmt ist, wobei es Kampf und nicht Krampf heißt, zu dem es werden kann, wenn wir dabei nicht auf Christus schauen.

Ich selbst kann bezeugen, dass dies so ist. Es gab manche sehr bösen Dinge, die mich schwer belastet haben. Manchmal können hier sicher therapeutischer und seelsorglicher Beistand ein Stückweit helfen – zum eigentlichen, alles entscheidenden Durchbruch kam es aber erst dann, wenn ich alles fallen ließ und mich in die Arme Jesu warf und sagte, mache es mit mir so, wie du willst.

Da kommt man nach und nach aus dem Dunkel heraus und alles wird gut. Das ist dasselbe, was auch die Bekehrung bewirkt hat: Der alte Mensch wurde abgelegt und der neue angezogen. Nachdem das aber immer nur unvollständig geschieht, bedürfen wir ständiger Bekehrung, woran gerade auch der Buß- und Bettag erinnern soll. Es ist in der Tat ein Kampf, der auch Geduld erfordert.

Wir stehen in diesem Kampf aber nicht allein. Wir haben nicht nur Christus auf unserer Seite, sondern das Zeugnis vieler biblischer Gestalten und auch von Gläubigen, die unvorstellbar Schweres durchgemacht haben, aber dennoch, in der Erwartung des verheißenen Lohnes, treu geblieben sind. Diese Zeugnisse dienen uns zur Stärkung.

Der Kampf, der uns bestimmt ist, darf deshalb nicht isoliert, nur auf unser Innenleben bezogen, gesehen werden, sondern betrifft auch die äußeren Lebensumstände und damit die Bedrohungen, Belastungen, Leiden und Versuchungen, die hier erwachsen. Beides, das Innen- und das Außenleben wirken zusammen und bedingen einander.

Deshalb: Aufsehen zu Jesus, der das Werk des Glaubens, das er in uns angefangen hat auch vollenden und ans Ziel bringen wird. Das ist unsere Hoffnung, die nicht zuschanden werden lässt.

Jörgen Bauer