Danket dem Herrn; denn er ist freundlich und seine Güte währet
ewiglich.

Psalm 106, Vers 1

Um diese Zeit wird es früher dunkel und die Dämmerung setzt schon
gegen 16.30 Uhr ein. In dieser Zeit der Dämmerung, in der es schon
halbdunkel ist, waren wir letztens mit dem Auto unterwegs: Halbwegs
gerade Straße und vor mir ein etwas langsamer Lkw, den zu überholen
keine Probleme gemacht hätte.

Was mich davon abhielt, waren die in der Ferne aufleuchtenden Lichter
eines entgegenkommenden Pkw, der kein Problem dargestellt hätte.
Da ich beim Überholen, auch dann wenn keine Gefahr droht, äußerst
vorsichtig bin, wartete ich jedoch ab, was auch gut war, denn wenige
Augenblicke später, schoss auf der Gegenfahrbahn, ganz überraschend,
ein bis dahin unsichtbarer, dunkler unbeleuchteter Pkw vorbei, auf den
wir voll gebrettert wären, wenn mich die entfernten Lichter nicht davon
abgehalten hätten.

So sind wir also bewahrt worden, und ich kann mich an verschiedene
gleichartige Situationen erinnern, wo mich etwas zurückhielt, was mich
haarscharf vor Schlimmen bewahrte. Und sicher haben andere schon
ähnliches erlebt.

Für mich ist das immer ein Grund, Gott von ganzem Herzen zu dan-
ken, den wir jedesmal, bevor wir auf eine Fahrt gehen, darum bitten,
dass ER das Steuer unseres Autos übernimmt. Und wenn man bewahrt
wurde, kann man auch fragen, für und zu was man bewahrt wurde.

Ein Mann kam zum Glauben, weil er durch einen “dummen Zufall” sein
Flugzeug verpasst hat, von dem er anschließend erfuhr, dass es
abgestürzt ist und keiner überlebt hat. Man sollte überhaupt bedenken,
dass die uns geschenkte Zeit, Gnadenzeit ist, die wir auskaufen sollen.

Ich denke dabei auch an diejenigen, die nicht bewahrt wurden, sondern
durch das oftmals geballte Zusammentreffen ungünstiger “Zufälle” zu
Tode gekommen sind.

Wenn das aber so ist, dass die einen Glück haben und die anderen Pech,
dann könnte man den Eindruck haben, dass hier blinder Zufall, blinde
Schicksalsmächte oder was es auch immer an undurchsichtigen Einflüssen
geben mag, am Wirken sind oder dass Gott, “falls es ihn gibt”, wie manche
meinen, zumindest ungerecht ist.

Der heutige Vers bleibt da vielen im Halse stecken. Dem Herrn danken,
für was? Wo ist er freundlich, wo währt seine Güte ewiglich?

Dass dies kurzsichtige und falsche Schlussfolgerungen sind wurde mir
beim Beten neuerlich klar, als ich Gott für Seine wunderbare Schöpfung
und dafür dankte, dass ausgerechnet auch ich dabei sein darf, was für
die Freundlichkeit Gottes spricht.

Jedem, der dabei sein darf, ist dafür eine bestimmte Spanne zugemessen,
die wir dazu nutzen sollen, um das ewige Leben zu erlangen, um Seine
Güte in Zeit und Ewigkeit zu erfahren.

Den Fehler den wir machen ist der, dass wir unsere begrenzte Rolle als
Gäste auf dieser Erde, für das Einzigste und Wichtigste ansehen und
darüber die Ewigkeit vergessen. Diese Haltung, von der wir uns auch
als Christen nie gänzlich lösen können, haben wir von Natur aus alle,
und nur der Glaube kann uns hiervon ein Stückweit lösen.

Und dann können wir akzeptieren, dass Gott für jeden einen anderen Weg
und eine andere Lebensspanne hat und die Lebenswege dazu höchst unter-
schiedlich und für uns deshalb oft genug unbegreiflich sind.

Aber wie gut für uns, wenn wir darauf vertrauen können, dass alles in Gottes
Rat beschlossen ist, Gott im Regiment sitzt und tatsächlich keine Fehler macht
und dass uns alles zum Guten dienen muss, wenn wir zu IHM gehören.

Dieses Wissen sollte allerdings zu keinem Fatalismus derart führen, dass
man passiv wird, nach dem Motto, “Allah hat es so gewollt”. Als Christen
dürfen und sollen wir nicht zur Verbesserung der Verhältnisse beitragen
sondern dürfen auch vorsichtig sein und uns absichern.

Jörgen Bauer