Das Böse erkennen

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Ein Garten am Anfang der Welt, noch unberührt, klar wie ein tiefer Atemzug. Doch in dieser Stille geschieht etwas, das die Geschichte der Menschheit bis heute prägt. Ein Versprechen, ein Urteil, ein Kampf. Inmitten der Scherben des ersten Ungehorsams spricht Gott ein Wort, das wie ein Lichtstrahl durch alle Zeitalter bricht: „Ich will Feindschaft setzen … er wird dir den Kopf zertreten.“ Das Böse ist erschienen und wurde erkannt.

Damit wird etwas Grundsätzliches ausgesprochen: Die Welt ist nicht neutral. Gott und das Böse stehen nicht als gleich starke Kräfte nebeneinander – sie stehen einander gegenüber. Und mitten hinein in diese Spannung setzt Gott eine Verheißung, ein Versprechen. Ein Nachkomme der Frau wird kommen, der den zerstörerischen Kopf der Schlange zertritt. Doch dieser Kampf wird Wunden hinterlassen. Der Sieg ist sicher, aber er ist nicht billig.

In diesem Vers, schon so früh am Anfang der Bibel, steht das erste Evangelium. Der erste Hinweis auf Christus. Und wenn du seine Worte hörst, spürst du: Hier wird kein Märchen erzählt, sondern die Vorgeschichte des größten Konflikts, den die Bibel kennt. Der Teufel, hat von Anfang an versucht, diesen „Samen“ zu zerstören. Als Christus geboren wird, schickt er Herodes. Später attackiert er Jesus in der Wüste. Schließlich treibt er die Ereignisse zum Kreuz. Doch das, was wie eine Niederlage aussieht, wird zum Bruch in der Macht des Bösen. Der Fersenstich trifft Jesus – aber der Kopf der Schlange ist zerschmettert.

Damit ist die Schlange nicht ausgelöscht, aber entmachtet. Christus steht auf, fährt auf zum Vater – und der Teufel, besiegt. Aber wütend, richtet er seine Angriffe nun gegen das, was Christus gehört: die Kirche, und ja, auch einzelne Gläubige. Darum beschreibt Martin Luther diese Gläubigen und die Kirche als „unfriedlich“. Nicht weil sie Streit suchen, sondern weil sie mitten im Spannungsfeld stehen. Der Teufel kann Christus nicht mehr erreichen, also versucht er, die zu treffen, die Christus nachfolgen und seinen Willen tun. Sein Wille? Anderen von Jesus zu erzählen.

Doch hier beginnt ein Missverständnis, das bis heute verbreitet ist. Viele Gläubige spüren Leid, Unglück, Krankheit oder einen selbstverschuldeten Fehler – und sagen schnell: „Der Teufel war’s.“ Aber Achtung: nicht jedes Unglück ist ein Angriff des Bösen. Menschen machen Fehler, Systeme versagen, Körper werden krank, Beziehungen zerbrechen. Die Bibel gibt nirgends die Erlaubnis, den eigenen Anteil am Chaos reflexartig an einen Dämon zu delegieren.

Es gibt eine echte geistliche Feindschaft. Der Teufel arbeitet nicht primär durch spektakuläre Angriffe, sondern durch Ablenkung, Verwirrung und Verdrehung. Hauptsache, Christen kommen nicht dazu, den Willen Gottes zu tun. Er hält Menschen von Christus fern, indem er sie beschäftigt, ängstigt, verhärtet oder betäubt. Sein Ziel ist nicht, dass du stolperst – sein Ziel ist, dass du schweigst und andere Dinge tust. Dass du lieber zehn Ausreden findest, als einmal von Jesus zu erzählen. Dass du lieber im inneren Rückzug bleibst und frustriert bist, als jemandem Hoffnung zu geben.

Darum stellt sich für heute die entscheidende Frage nicht: „War das Unglück von Satan?“ Sondern: „Was möchte das Böse verhindern, dass ich tue?“
Und die Antwort bleibt, im Kern, immer dieselbe: Der Teufel möchte dich davon abhalten, Gottes Willen zu tun – und der beginnt damit, dass Menschen auf Jesus hingewiesen werden.

Die Feindschaft, die Gott im Garten Eden gesetzt hat, ist kein Mythos, sondern eine Linie, die sich bis in deine Woche und dein Heute zieht. Wenn du entmutigt bist, zu glauben. Wenn du dich schämst, über deinen Glauben zu sprechen. Oder wenn du müde bist oder innerlich spürst: „Ich könnte jetzt etwas Gutes sagen – aber ich halte lieber den Mund.“ Genau dann berührt dich dieser uralte Konflikt. Nicht als Schreckensbild, sondern als Erinnerung: Du stehst auf der Seite dessen, der den Kopf der Schlange bereits zertreten hat.

Mische dich nicht zwischen Christus und das Böse, als gäbe es einen neutralen Raum dazwischen. Du kannst nicht beidem gehören. Aber du musst dich auch nicht fürchten. Der Sieg ist gefallen. Die Wunde an der Ferse ist verheilt. Nur eines bleibt zu tun: In deinem Alltag – leise, liebevoll, mutig und Hoffnung spendend – auf Jesus hinweisen. – Denn genau davon möchte dich der Fersenbeißer abhalten.

Vielen Dank fürs Lesen!

Dein Peter


Dann wird der König zu denen auf seiner rechten Seite sagen: ‚Kommt her! Euch hat mein Vater gesegnet. Nehmt das Reich in Besitz, das von Anfang der Welt an für euch geschaffen worden ist! Denn als ich Hunger hatte, habt ihr mir zu essen gegeben; als ich Durst hatte, gabt ihr mir zu trinken; als ich fremd war, habt ihr mich aufgenommen;

Matthäus 25, 34-35