Das Wort Gottes ist schärfer als jedes zweischneidige Schwert und ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.

Hebräer 4, Vers 12

Meine Frau und ich sind jetzt 52 Jahre verheiratet, und ich erinnere mich immer noch sehr gut an das Traugespräch mit dem damaligen Pfarrer, dem ich klipp und klar sagte, nicht an Gott zu glauben, sondern als Gegenleistung für meine Kirchensteuer nur eine “anständige kirchliche Trauung” im feierlichen Rahmen wünsche.

Ich merkte dann noch an, dass man sich sicher nicht beliebt macht, wenn man ständig von Jesus spricht.

Das war dann wohl zu viel, denn der Pfarrer fuhr mich regelrecht an: “Es sei nicht seine Aufgabe sich beliebt zu machen, sondern Jesus Christus zu verkündigen!”

Diese Aussage hat mich sehr beeindruckt und ich habe sie, zum persönlichen Gebrauch, übernommen.

Da war doch wirklich einer, der zu seiner Überzeugung stand. Für mich war das völlig neu, da mir nur das angepasste, opportune Verhalten geläufig war.

Zum Abschied schenkte mir der Pfarrer eine “Gute Nachricht” (Neues Testament im heutigen Deutsch).

Dieses Buch stand dann bei mir im Bücherschrank, bis ich einmal, mehr aus Langeweile, danach griff.

Ich schlug es auf, und ich las: “Das Gute, das ich will, das tue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht will,
das tue ich.” (Römer 7)

Das haute mich förmlich vom Stuhl. Ich fühlte mich ertappt und glaubte, dass dieser Satz nur meinetwegen im Neuen Testament stand, und mich der Paulus gekannt haben muss, denn auch ich wollte immer nur das Beste, und was kam am Ende immer heraus? Oftmals das genaue Gegenteil!

Aber wie kann ein so “frommer Mann”, wie Paulus, so etwas schreiben?

Der Satz ließ mir keine Ruhe mehr, und ich sagte mir, wenn diese Aussage zutrifft, dann müssen auch andere Aussagen in der Bibel stimmen, und so las ich weiter und kam allmählich wieder zum Glauben.

Tatsächlich trifft die Aussage in Römer 7 auf alle Menschen zu. Denn wenn man die Leute so reden hört, wollen alle immer nur das Beste. Und es sterben, laut Todesanzeigen, immer nur herzensgute Menschen. Demnach müsste die Welt ein Paradies sein. Aber vielleicht sind es immer nur die Bösen, die überleben, weil alle Guten sterben, und die Welt deshalb kein Paradies ist?

Leider ergab sich keine Möglichkeit mehr, dem damaligen Pfarrer, von der Wirkung seiner “Guten Nachricht” zu berichten und welche Folgen mein “unmögliches Betragen” hatte.

Jörgen Bauer