Und seid nicht bekümmert; denn die Freude am HERRN ist eure Stärke.

Nehemia 8, Vers 10

Freude lässt sich nicht festhalten und konservieren. Angenehme und freudvolle Erlebnisse lassen sich nicht beliebig wiederholen. Mancher hat während seines Urlaubs schon den Vorsatz gefasst, das Erlebte im Alltag
fortzusetzen. Aber das gelingt nicht – kann auch nicht gelingen.

Und so verfliegt alle Freude sehr schnell. Was bleibt ist der Wunsch nach immer neuen erfreulichen Erlebnissen. Aber die sind nicht machbar. Und wenn man in die Gesichter der Menschen blickt, scheinen nur wenige von einer inneren Freude erfüllt zu sein. Die meisten sehen eher bekümmert drein.

Wie sollten sie auch fröhlich sein, wenn sie ständig mit Katastrophenberichten, Schreckensmeldungen, Warnungen vor allen möglichen und unmöglichen Gefahren und sonstigen Bedenken und unguten Nachrichten regelrecht “zugemüllt” werden?

Gibt es denn überhaupt noch eine gute Nachricht, die aufbaut und Mut und Freunde vermittelt? Ich meine hier eine beständige, immer wiederkehrende
Freude, die nicht an kurzlebige Ereignisse gebunden ist.

Zum Glück gibt es diese Gute Nachricht. Und die haben wir im Evangelium, als der Guten Nachricht schlechthin. Und das Wunderbare: Dahinter steckt kein leerer Wahn, und das sind keine “frommen Phrasen” und kein “Opium fürs Volk”, wie manche vielleicht glauben mögen. Und dafür gibt es ganz konkrete Beispiele.

Da sind nicht nur Paulus und Silas im Gefängnis, die im Block gefesselt, Gott lobten und priesen, wovon die Apostelgeschichte berichtet, sondern auch die
jüdische Christin, Etty Hilesum, die im Vernichtungslager Auschwitz, kurz bevor sie umgebracht wurde, voll tiefer Dankbarkeit Gott lobte und von dem großen Reichtum schrieb, der ihr durch Gott zuteil wurde.

Ich denke an den Deutschen, der kurz vor seiner Erschießung stand und ob eines Bibelwortes, von so tiefer und großer Freude erfüllt wurde, dass er hätte die ganz Welt umarmen können. Er kam mit dem Leben davon und konnte
später darüber berichten.

Solche Erfahrungen von Freude im Angesicht des Todes sind keine Einzelfälle.

In solchen Lebenslagen Freude zu empfinden, widerspricht völlig unserer
menschlichen Natur. Das ist in der Tat “widernatürlich”, oder sollte man besser “übernatürlich” sagen?

Der Unglauben könnte dafür allerlei psychologische Gründe konstruieren. Ich denke, dass aller Selbstbetrug und alle Selbsttäuschung aufhört, wenn es ans Sterben geht.

Und wer im Glauben steht und um die bleibende Freude weiß, die der Glaube vermittelt, der weiß, dass es hier nicht um Einbildung gehen kann, sondern dass eine solche Freude und Gewissheit über das danach Kommende nur dann möglich sind, wenn Gott und der auferstandene Jesus Christus Realitäten sind.

Diese Realitäten weiten den Blick weit über das Vergängliche hinaus und lassen auf das Ewige und damit auf das blicken, was letztlich wirklich zählt.

Und wenn der Blick auf das Ewige selbst im Angesicht des Todes froh machen
kann, um wieviel mehr muss das dann erst für die Widrigkeiten des Alltags
gelten.

So wünsche ich uns allen, dass wir nicht bekümmert sind, sondern alles was uns begegnet im Lichte der Ewigkeit sehen, gegenüber der alles Vergängliche verblasst.

Jörgen Bauer