Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.

Philipper 2, Verse 6 und 7

In der jungen Christenheit wurde lange darum gerungen, wie man Jesus Christus einordnen soll. Erst im Konzil von Chalzedon, 451 nach Christus, kam es zu dem einmütigen Beschluss, dass Jesus Christus gleichzeitig wahrer Mensch und wahrer Gott ist und zwar beides zu jeweils 100%. Also nicht zur Hälfte Mensch und zur Hälfte Gott.

Zu diesem Schluss kam man nach eingehendem Studium der biblischen Zeugnisse, wobei sicher auch die Aussage im Brief an die Philipper eine Rolle gespielt haben dürfte. (Die Verseinteilung, wie wir sie heute kennen. geht auf den Pariser Buchdrucker Robert Stephanus zurück, der diese erstmals 1551 verwendete.)

Nach biblischem Zeugnis ist Jesus Christus kein Geschöpf Gottes, sondern von Ewigkeit her aus Gott geboren und damit göttlicher Natur. Nur wenn Jesus Christus gottgleich ist, kann ER die Bedeutung haben, die wir IHM im Glauben beimessen, und nur dann konnte er überhaupt das Erlösungswerk vollbringen.

Die Zweinaturenlehre Christi ist für uns ebenso rätselhaft, wie die Trinität Gottes. Manche haben bis heute damit ihre Probleme und bestreiten beides, weil es so nicht wörtlich in der Bibel steht. Allerdings wird im Alten Testament der Gottesname oftmals im Plural (Mehrzahl) gebraucht.

Dass etwas, wie die Zweinaturenlehre, unvorstellbar ist, ist kein Argument. Unvorstellbarkeit ist überhaupt kein Argument! Vieles ist „unvorstellbar“ und trotzdem vorhanden. Auch Gott ist in jeder Hinsicht unvorstellbar und lässt sich damit nicht in die Kategorien unserer geschöpflichen Logik einordnen.

Dieser ewige Gottessohn, der seiner göttlichen Natur nach unvorstellbar ist, erschien uns als Mensch, was ebenso unvorstellbar ist und nur geglaubt und im Glauben erfahren werden kann.

Jesus Christus, der von sich sagt, dass wer IHN sieht, den Vater sieht, ist gewissermaßen die für uns bekömmliche Ausgabe von Gott. Gott selbst wäre für uns wie ein verzehrendes Feuer. Als Sünder könnten wir in der unmittelbaren Gegenwart des heiligen Gottes nicht einen Augenblick bestehen.

Für uns Menschen ist es eine große Ehre, dass sich der Sohn Gottes nicht zu schade war, unsere hinfällige menschliche Gestalt anzunehmen. Wir können daran erkennen, wie wert uns Gott achtet und wie eng ER sich mit uns, als seinen Ebenbildern, verbunden weiß.

Jesus Christus war, in seiner menschlichen Erscheinung, der erste wirkliche und wahre Mensch. Er war so, wie wir eigentlich alle von Natur aus sein sollten.

Es ist Gottes Absicht uns mehr und mehr in das Bild seines Sohnes umzugestalten und schließlich zu vollenden. Das ist Gottes großes Gnaden- und Heilsangebot an uns, mit dem er uns so verwandeln will, dass wir zu IHM und in sein Reich passen, damit wir einmal für immer bei IHM sein können.

Jörgen Bauer