Und nun ihr, die ihr sagt: Heute oder morgen wollen wir in die oder die Stadt gehen und wollen ein Jahr dort zubringen und Handel treiben und Gewinn machen-, und wisst nicht, was morgen sein wird. Was ist euer Leben? Ein Rauch seid ihr, der eine kleine Zeit bleibt und dann verschwindet. Dagegen solltet ihr sagen: Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun.

Jakobus 4, 14-15

Pläne schmieden und Pläne machen, das gehört zu einem gesunden Leben dazu und ist keine Frage des Alters. Wer keine Pläne mehr hat und seien sie noch so bescheiden, ist eigentlich schon tot. Auch ich habe Pläne. Mein Lieblingsplan ist der, mir im Ruhestand noch etwas von der Welt anzuschauen und vor allem für alle Neuentwicklungen und -entdeckungen aufgeschlossen zu bleiben.

Mir fällt da aber immer ein alter, zwischenzeitlich verstorbener Kollege ein, der hinsichtlich seines Ruhestandes die schönsten Pläne hatte, die er aber nicht verwirklichen konnte, weil er überraschend sehr krank wurde. Das hört man ja immer wieder, dass jemand, kaum im Ruhestand, einen Herzinfarkt erleidet oder dass der Ehepartner, mit dem man gemeinsame Unternehmungen vorhatte, überraschend gestorben ist.

Ich erinnere mich an einen Bürger unserer Stadt, von dem berichtet wurde, dass er sein Haus aufgemöbelt und neu eingerichtet hatte und kurz danach, ganz überraschend, todkrank wurde und sterben musste, “wo er doch so gerne lebte!” “Wie ungerecht!” Das erinnerte mich an das Gleichnis vom reichen Kornbauern.

Und wieviel Anklagen wurden hier schon gegen Gott erhoben, weil die schönsten Pläne durch “Schicksalsschläge”, wie man dazu sagt, zunichte gemacht wurden!

Dabei könnte man es eigentlich besser wissen, denn das Wort Gottes schenkt uns hier reinen Wein ein und sagt uns, dass wir Gäste auf Erden sind und dass wir hier keine bleibende Stadt haben, weil Gott noch etwas Besseres für uns bereithält. Wir sollen deshalb auch “allzeit bereits sein, da wir weder Tag noch Stunde kennen.”

Die heutigen Verse stehen in der Lutherbibel deshalb unter der Überschrift, “Warnung vor falscher Selbstsicherheit”. Und diese Warnung ist, trotz aller Fortschritte, Vorsorgemaßnahmen und sozialen Sicherungssysteme, so aktuell wie damals, als der Apostel Jakobus diesen Brief schrieb. Und falsche Selbstsicherheit gibt es ja nicht nur in Bezug auf Leben und Sterben!

Die heutigen Verse ermutigen deshalb dazu, alle Dinge in Gottes Hand zu legen. Das heißt nicht, auf fatalistische Weise alles als “unabänderlich gottgewollt” hinzunehmen, sondern mit der Wirklichkeit Gottes zu rechnen, der alle Dinge sowohl zum für uns Angenehmen, als auch zum für uns Schmerzlichen wenden kann, wobei wir auch hier gewiss sein dürfen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen – auch das, was zunächst als schmerzlich empfunden wird.

Was bedeutet dies für unser Leben?

Wir dürfen und sollen planen und Dinge verwirklichen, von denen wir glauben, dass sie richtig sind – aber wir dürfen dieses nie als absolut und endgültig ansehen. Wir müssen dafür offen bleiben, dass Gott, als der Herr über alles, also auch als Herr über unser Leben, andere Pläne mit uns hat. Nicht wir bestimmen was letztendlich geschieht. Gott ist es, aus dessen Hand jedwede “Handlungsvollmacht” kommt, auch wenn Menschen das anders sehen.

Und das große Vorrecht, das wir haben, ist, dass wir mit Gott im Gebet über all diese Dinge sprechen können. Gott erhört die Gebete seiner Kinder – wenn auch manchmal anders, als gedacht – und ich glaube im übrigen, dass Gott viel barmherziger ist, als wir uns das denken können.

Nicht Menschen, dunkle Schicksalsmächte oder ein ferner, weltabgewandter Gott bestimmen deshalb unser Leben, sondern ein Gott, der sich uns offenbart hat und mit dem man über alles reden kann.

Wenn wir glaubend darauf vertrauen, Gott alles zutrauen, IHM alles im Gebet vorlegen, dann kann alles was uns bewegt und beschäftigt eigentlich immer nur eine Wende zum Guten nehmen.

Jörgen Bauer