Psalm 119, 83

Denn wie ein Schlauch im Rauche bin ich geworden; Deine Satzungen habe ich nicht vergessen.
Psalm 119, 83

Der Schlauch, welchen der Psalmist hier erwähnt, ist ein aus Leder bzw. Ziegenfell bestehender Sack zur Aufbewahrung von Wasser, Milch oder Wein (vgl. 1. Mose 21, 14; Matthäus 9, 17). William MacDonald schreibt dazu:
Ein Weinschlauch im Rauch wird schrumpelig und schwarz. Das Bild erklärt sich selbst. Der angefochtene Gläubige ist zusammengeschrumpft, ausgedörrt und unansehnlich durch das Warten; aber er ist nicht ohne Hoffnung, solange er das Wort Gottes hat, um sich darauf zu stützen.
Damit trifft William MacDonald den Nagel auf den Kopf. Denn einerseits heißt es in der Schrift:

Lang hingezogenes Harren macht das Herz krank.
Sprüche 13, 12

aber andererseits sagt sie auch:

Das ist mein Trost in meinem Elend, dass Dein Wort mich neu belebt hat.
Psalm 119, 50

Der Prophet Jeremia, der oft großen Kummer in seinem Herzen trug, durfte diese Neubelebung durch das Wort erfahren. Wir hören ihn das Zeugnis aussprechen:

Deine Worte waren mir zur Wonne und zur Freude meines Herzens.
Jeremia 15, 16

Es mag sein, dass mancher von uns sich wie ein „Schlauch im Rauche“ fühlt, denn „lang hingezogenes Harren macht tatsächlich krank“. Dennoch haben wir etwas in die Hand bekommen, was uns immer wieder neu trösten und aufrichten darf: Gottes Wort. Es ist tatsächlich imstande, niedergedrückte Herzen aufzurichten und zu erquicken. Aber es verhält sich mit dem Worte Gottes wie mit einer herrlich duftenden Mahlzeit: Das Wohlbefinden tritt erst dann ein, wenn man gegessen hat. Aus diesem Grunde besteht das Problem mancher Christen nicht im Warten selbst, sondern darin, dass sie sich in der Zwischenzeit nicht ausgiebig vom Wort nähren. Leben Sie jeden Tag so, wie unser Psalmschreiber es bezeugt: „Deine Satzungen habe ich nicht vergessen“. Das wird Sie in Zeiten, in denen Sie sich wie ein „Schlauch im Rauche“ fühlen, erquicken, durchtragen und aufrichten.