Frühmorgens führten sie Jesus von Kajafas zum Prätorium, dem Amtssitz des römischen Statthalters. Sie selbst betraten das Amtsgebäude nicht, um sich nicht zu verunreinigen, denn sonst hätten sie nicht am Passamahl teilnehmen dürfen.

Johannes 18, Vers 28

Da will man jemanden, weil er unbequem geworden ist, aus dem Weg räumen, macht das aber nicht selbst, sondern instrumentalisiert dazu andere Institutionen, die dabei zu Tätern werden.

Die Berichte in den Evangelien zeigen mit welcher Raffinesse, Scheinheiligkeit und Heuchelei die damalige jüdische Obrigkeit, von Roms Gnaden, uns vor allem als Hohepriester, Hoher Rat und im Gefolge als Pharisäer und Schriftgelehrte bekannt, vorgegangen ist und wie groß der Hass gewesen sein muss.

Die Römer waren höchst unbeliebt, Sie waren aber doch gut genug für die Schmutzarbeit und weil sich die Denunzianten nicht selbst beschmutzen wollten, vermieden sie es, das heidnische Prätorium zu betreten, das sie unrein gemacht und vom Passamahl ausgeschlossen hätte.

Was uns hier, im Johannesevangelium, über Jesu Gefangennahme, seine Verurteilung, sein Leiden und Sterben berichtet wird, wiederholt sich, was die Art des Vorgehens anbelangt, bis heute, immer wieder.

Die Heuchelei, bei der man sich verstellt, indem man z. B. etwas bejaht, entgegen seiner wirklichen Überzeugung, was man tatsächlich ablehnt, nur um einen Vorteil zu erlangen, ist wohl die schlimmste Form der Lüge, und bis  zum Denunziantentum ist es dann nicht mehr weit.

Im frommen Kreis äußerte sich ein christlicher Geschäftsmann einmal dahingehend, dass er und die Familie, sonntags nach Gottes Geboten lebten, was aber für die harte Arbeitswoche nicht gelten könne, wo zugepackt, Chancen genutzt und Gewinn gemacht werden müsse. Denn Kirche ist Kirche und Geschäft ist Geschäft und beides geht nicht zusammen.

Soweit muss man also gar nicht gehen. Aber Gott hasst Lüge, falsches Spiel und Heuchelei. Daran lasst uns denken!

Jörgen Bauer