Ich aber sage euch: Verzichtet auf Gegenwehr, wenn euch jemand Böses antut! Mehr noch: Wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die linke hin.

Matthäus 5, Vers 39

Diese Aussage Jesu hat an manchen Orten schon für viel Diskussionsstoff gesorgt. Soll man sich tatsächlich zum „Watschensepp“ machen und sich alles bieten lassen? Ist das nicht doch etwas zu viel verlangt? Ist das nicht eine „Saure-Trauben-Theorie“, wie es mal einer sagte?

Zur Zeit Jesu war der Schlag auf die rechte Backe, mit der Rückseite der rechten Hand, eine besonders
demütigende Ehrverletzung. Der Schlag ins Gesicht war zusätzlich ein Zeichen der Verachtung, dem oftmals ein Duell folgte.
In der damaligen und heutigen Zeit lehrt uns diese Welt, dass man sich wehren müsse. Sich nichts gefallen lassen.

Jesus sagt, diesen Schlag nicht nur willig hinzunehmen, sondern auch zum Empfang des zweiten bereit zu sein. Aber warum hat wohl Jesus in seiner Bergpredigt das mit der anderen Backe hinhalten gesagt?

In dem Backenstreich könnte die erzieherische Hand Gottes gesehen werden. Naheliegender könnte sein, dass sich der Geohrfeigte die Gemeinheit des anderen nicht zum Maßstab für sein eigenes Verhalten machen darf. Aber auch die Ermahnung nach Demut und Geduld, um das widerfahrene Unrecht und die Beleidigung zu ertragen und damit zu zeigen, „ich bin anders, mit Jesus kann ich die Norm der Gesellschaft durchbrechen“. Nicht einfach dem menschlichen Trieb folgen, sondern die Gefühle in Griff bekommen und sich entgegen der Spirale des Zeitgeistes verhalten und so der Welt ein Beispiel sein.

Denn nicht das Reden und Tun anderer soll uns bestimmen oder anstacheln zu einem Verhalten, welches uns später bitter leid tun könnte, sondern allein Gottes Wort. Wir sollen gelassen bleiben, weil Gott größer ist, den längeren Arm hat und uns letztlich alles zum Besten dienen muss. Wir sollen nicht Böses mit Bösem vergelten, und wenn wir uns hier anders verhalten, kann das unseren Mitmenschen zum Nach- und Umdenken bringen und vielleicht auch ein wenig in der Welt etwas verändern.

Jörgen Bauer