Wissenschaft und Vernunft im Lichte Gottes

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Stell dir vor, dein Handy bekäme nie wieder Updates. Keine Bugfixes, keine neuen Features – alles eingefroren. Zuerst wirkt das entspannend. Dann kracht die Realität rein: Apps stürzen ab, Sicherheitslücken klaffen, und plötzlich bist du nicht mehr „up to date“. So ähnlich funktioniert menschliches Wissen: Es wird laufend gepatcht, d.h. Fehler behoben. Was gestern galt, wird heute nuanciert und morgen teilweise verworfen. Und doch behandeln wir „Wissenschaft und Vernunft“ manchmal, als wären sie die letzte Instanz oder im anderen Extrem, sie stünden sie im Widerspruch zu Gottes Handeln. Abraham tut das Gegenteil: Er hält sich an ein Wort, das über allen Patches steht.

Paulus schreibt: „Obwohl Abraham damals schon fast hundert Jahre alt war und wusste, dass er keine Kinder mehr zeugen und seine Frau Sara keine Kinder mehr bekommen könnte, wurde er im Glauben nicht schwach“ (Römer 4, 19). In Abraham muss eine heftige innere Rauferei stattgefunden haben, als Glaube und Vernunft aufeinander prallten. Die Vernunft nennt Gottes Verheißung „närrisch“. Heute würde man sagen „nicht nachvollziehbar“. Aber der Glaube „behält den Sieg“. Aber Achtung! Es wäre ein schwerer Fehler, wenn Vernunft grundsätzlich verachtet wird. Wo Vernunft Richterin über Gottes Wort sein will, da hat die Vernunft den falschen Rang. Sie soll dienen, aber nicht regieren.

Gott steht über der Welt. Er ist nicht Gefangener der Naturgesetze; er ist ihr Gesetzgeber. Logik und Kausalität sind gute Gaben – aber sie sind Gaben, nicht Götter. Darum ist beim Schöpfer „alles möglich“. Wenn Gott verheißen hat, kann er auch jenseits unserer Modelle und Vorstellungen handeln – so wie bei Sara. Das heißt nicht, Wissenschaft sei wertlos. Im Gegenteil. Sie ist Teil des „Bebauens und Bewahrens“ der Schöpfung. Aber sie ist eben Stückwerk – vorläufig, korrigierbar. Wer heute von Wissenschaft und Vernunft Unfehlbarkeit erwartet, vergreift sich am Rang. Er setzt Geschöpfliches an Gottes Platz. Das ist nicht Respekt vor der Wahrheit, sondern spiritueller Kurzschluss. Aber umgekehrt, wer jeden Irrtum oder jede Korrektur der Wissenschaft als Bestätigung gegen die Wissenschaft bewertet, begeht auch einen Kurzschluss.

Praktisch heißt das, wir danken für gute Medizin, Physik und Psychologie – und wissen zugleich, dass jedes Lehrbuch alt wird. Erkenntnisse entstehen, wenn Gott es zulässt. Unser Forschen ist Teilnahme an seiner Weisheit, nicht deren Quelle. Deswegen brauchen wir zwei Haltungen:

Demut statt Absolutheit: Wir prüfen, wir revidieren, wir lernen. Wir erwarten nicht von Studien, was nur Gott geben kann. Nur Gott gibt letzte Gewissheit über Realität, Sinn, Heil und Zukunft.

Barmherzigkeit statt Härte: Weil unser Wissen begrenzt ist, behandeln wir Irrtümer anderer nicht mit Verachtung. „Mit dem Maß, mit dem ihr messt…“ – wer Unfehlbarkeit fordert, muss sie selbst liefern. Daher ist es besser milde zu urteilen, großzügig verzeihen, lernbereit bleiben.

Nutze die Vernunft als Werkzeug, nicht als Thron. In Glaubensfragen hat Gottes Zusage das letzte Wort – auch gegen den Augenschein. Habe aber auch Mut, deine eigenen Glaubens-Irrtümer einzugestehen. Trainiere Ehrfurcht, indem du betest „Dein Wille geschehe“. Gerade dort, wo Modelle enden – bei Verheißungen wie Vergebung, neue Schöpfung, Auferstehung. Wenn Studienlage und Wissen sich ändern, dann lerne Gelassenheit. Deine Beziehung zu Gott und Mitmenschen sollte nicht ins Wanken kommen. Es wankt nur dein provisorisches Modell. Behandle alte Überzeugungen anderer so, wie du willst, dass man deine revidierten Einsichten behandelt – mit Respekt. Das ist gelebte Barmherzigkeit. Vergiss auch nicht, dass unmögliche Dinge für Gott immer noch Optionen sind. Erwarte also das Unmögliche. „Unfruchtbar“ ist kein Hinderniswort, sondern Bühne für Verheißung.

Abraham hat seine Vernunft nicht weggeworfen – er hat sie untergeordnet. Das ist der Unterschied zwischen Blindheit und Glaube. Blindheit ignoriert Fakten. Glaube gehorcht dem Gott, der Fakten schaffen, wenden und überbieten kann. Wer so glaubt, macht Wissenschaft nicht klein, sondern groß – als dienende Wahrheitssuche unter dem, der die Wahrheit ist. Wir leben mutig, forschen ehrlich, lieben barmherzig und halten uns fest an dem Wort, das nicht veraltet.

Wie gehst du in deinem Alltag mit Fehlern anderer um? Wie zeigt sich deine Barmherzigkeit, wenn du eine Meinung äußerst, teilst oder über andere redest?

Vielen Dank fürs Lesen!

Dein Peter


Obwohl er damals schon fast hundert Jahre alt war und wusste, dass er keine Kinder mehr zeugen und seine Frau Sara keine Kinder mehr bekommen könnte, wurde er im Glauben nicht schwach …

Römer 4, 19