Es liegt tief in uns Menschen – dieses Sehnen nach jemandem, der den Weg kennt. Einer, der sagt, wo’s langgeht. Der Klarheit bringt ins Chaos, Ordnung ins Durcheinander, Frieden in die Unruhe. In Krisen und Ungewissheit wächst sie besonders stark: die Hoffnung auf den einen starken Führer, den Erlöser, den Messias. Ein Mensch, der alles zum Guten wendet – für mich, für uns, für die Welt.
Psychologisch gesehen wurzelt diese Sehnsucht in unserer Angst vor Kontrollverlust. Wenn die Welt unübersichtlich wird, wenn sich Werte auflösen, wenn wir nicht mehr wissen, wem wir vertrauen können – dann beginnt unser Inneres nach Halt zu schreien. Der Wunsch entsteht, Verantwortung abzugeben, geführt zu werden, nicht allein Entscheidungen treffen zu müssen.
Die Geschichte ist voll von Gestalten, die dieses Bedürfnis ausgenutzt haben. Diktatoren, Ideologen, Heilsversprecher. Sie kamen mit großen Worten, mit Visionen vom besseren Morgen. Doch oft brachten sie statt Erlösung nur Unterdrückung und Unfreiheit, statt Frieden Krieg und Streit, statt Licht neue Dunkelheit. Cäsar. Napoleon. Hitler. Stalin. Mao Zedong. Auch religiöse Führer wurden verehrt – und enttäuschten. Der Mensch setzt seine Hoffnung immer wieder auf „große Männer“ – nur um festzustellen, dass sie aus demselben Holz geschnitzt sind wie wir alle: brüchig, egoistisch, fehlbar.
Im Rückblick auf die Geschichte scheint es uns so klar. Aber schwieriger ist die Reflexion auf eine Zeit und Situation, in der man selbst drin ist: Auch in unserer Zeit gibt es scheinbar mächtige Führer in Politik und Wirtschaft. Aber auch sie enttäuschen und werden irgendwann Teil einer Vergangenheit sein.
Und doch bleibt die Sehnsucht. Weil die Sehnsucht echt ist. Weil sie aus der Tiefe unserer Seele spricht. Weil wir tief in uns wissen: Es müsste doch jemanden geben, der wirklich gut ist. Der nicht nimmt, sondern gibt. Der nicht zerstört, sondern heilt. Einen, der trägt, was wir selbst nicht tragen können.
In diese uralte menschliche Sehnsucht hinein ertönt plötzlich eine unscheinbare Stimme – nicht aus einem Palast, sondern aus der Wüste. Und mit ihr ein Fingerzeig, der alles verändert.
Viele Stimmen haben im Lauf der Geschichte über Jesus gesprochen und ihn angekündigt. Schon die alten Propheten – Jesaja, Jeremia und andere – kündigten ihn an. Sie sagten: Da kommt einer, der wird die Welt retten. Aber keiner von ihnen konnte ihn direkt mit dem Finger zeigen. Keiner konnte sagen: Da ist er. Genau der ist es.
Nur einer hat das getan: Johannes der Täufer. Er war der Erste, der nicht nur von Jesus sprach, sondern ihn buchstäblich zeigte – wie ein Wegweiser mit leuchtender Hand. „Siehe, das ist Gottes Lamm!“, rief er. Nicht irgendein frommer Satz – sondern ein Volltreffer für alle, die sich nach echter Vergebung sehnen. Für alle, die Schuld mit sich herumschleppen wie einen Rucksack voller Steine. Für alle, die der Tod erschreckt oder die das Böse wie ein Schatten verfolgt.
Was Johannes tut, ist gewaltig. Er zeigt nicht auf sich und macht sich selbst groß. Auch nicht auf eine Institution oder eine Liste von Regeln – sondern auf Jesus. Und sagt: Da findest du das, was du wirklich brauchst. Vergebung. Frieden. Heilung für deine kaputte Seele.
Der ausgestreckte Finger des Johannes ist wie ein Leuchtturm im Nebel unserer Zeit. Wo so viele Stimmen uns verwirren – Influencer, Meinungen, Schuldzuweisungen – da brauchen wir jemanden, der sagt: Dorthin. Schau auf Jesus.
Darum: Wenn du dich schuldig fühlst, wenn dich dein Gewissen quält oder die Angst vor dem, was kommt, lähmt – dann hör auf diesen Prediger. Sieh hin, wohin er zeigt. Denn dort – bei dem, auf den Johannes zeigt – ist der Ort, an dem du frei werden kannst. Bei Jesus, dem „Lamm Gottes“, das alles trägt – auch deine schwersten Gedanken.
Denn dort, genau dort, wo deine Schuld am schwersten wiegt, will Gott dir begegnen. Nicht mit Anklage – sondern mit offenen Armen. Nicht mit Forderungen – sondern mit Vergebung. Johannes zeigt dir nicht einen Ausweg, sondern den Weg. Die Frage ist: Schaust du hin? Traust du diesem Fingerzeig, diesem Ruf, dieser Einladung?
Warte nicht auf den nächsten großen Retter mit blendender Rhetorik oder perfekten Antworten. Dein Retter ist längst da. Still. Demütig. Aber mächtig in seiner Liebe. Und er wartet – auf deinen Blick, dein Vertrauen, deine Antwort.
Vielen Dank fürs Lesen!
Dein Peter
Siehe, das ist Gottes Lamm!
Johannes 1, 36